4 Mythen rund um schöne Herbstfotos

Stockschwämmchen

Knallige Farben, tiefstehende Sonne, nasses Laub und ein ganzer Wald voller Pilze. Der Herbst lässt das Herz eines jeden Natur- und Makrofotografen höherschlagen. Doch wie entstehen eindrucksvolle Herbstfotos? Gibt es ein paar goldene Regeln? Auf vielen Tutorialseiten kursieren Tipps, die sich bei genauerer Betrachtung als Mythos herausstellen.

Mythos 1: Für tolle Herbstfotos mit Pilzen oder Bäumen brauche ich eine tolle Fotoausrüstung

Die wichtigste Aussage gleich zum Anfang: Die Ausrüstung spielt keine Rolle! Und zwar überhaupt keine. Ich habe sehr schöne Fotos mit Smartphones, Kompaktkameras, Filmkameras, billige Kitobjektiven und teuren Makroobjektive gemacht – alles war dabei. Es kommt eher darauf an, was man daraus macht. Wer eine Spielreflex- oder Systemkamera mit Wechselobjektiven nutzt, kann eigentlich mitnehmen, was er will – die Perspektiven werden unterschiedlich sein.

Perfekt für alle Situationen – besonders aber für Nahaufnahmen: Systemkamera mit Makroobjektiv

Mit einem Makroobjektiv, wie beispielsweise einem Nikon AI Micro Nikkor 55mm f/3.5 kann man nah ran gehen. Besonders Nahaufnahmen von Blättern, Pilzen oder Borken gelingen mit diesen Objektiven gut. Die hier gezeigten Fotos sind mit einer Nikon Df Spiegelreflexkamera mit dem Nikon AF Micro Nikkor 60mm f/2.8 aufgenommen worden.

Für das große Ganze: Herbstfotos mit Systemkamera mit Weitwinkelobjektiv

Mit einem Weitwinkelobjektiv lohnt sich der Blick nach oben oder unten. Das ist manchmal etwas ungewohnt – aber selbst mit dem Tokina AT-X 17mm konnte ich interessante Herbstfotos machen. Das bunte Blätterdach ist beispielsweise ein großartiges Motiv. Auch tiefstehende Sonnenstrahlen in einem schon etwas entlaubten Wald lassen sich gut damit einfangen.

Perfekt freigestellt und schönes Bokeh: Systemkamera mit Portraitobjektiv

Mit einem Portraitobjektiv – wie einem Nikon AF-S Nikkor 85mm f/1.8 G oder auch einer längeren Brennweite, wie einem 70-200mm Teleobjektiv lohnen sich Aufnahmen von Blättern, Baumsiluetten oder anderen Motiven, die vor allem mit Offenblende sehr gut zur Geltung kommen.

Immer dabei – das Smartphone

Mit einem Smartphone können viele Situationen – vom Weitwinkel bis zur Nahaufnahme – gut gemeistert werden. Die Portrait-Modi der neuen Kamera-Apps von Google, Samsung oder Apple helfen hier tolle Fotos zu machen. Das gelingt manchmal sogar einfacher als mit Spiegelreflex und Makroobjektiv. Diese Fotos sind beispielsweise mit einem Google Pixel 3a aufgenommen:

Mythos 2: Den richtigen Indian Summer gibts nur an der amerikanischen Ostküste

Der Indian Summer liegt direkt vor der Haustür. Ein deutscher Herbstwald sieht – wenn man in ihm drin ist – nicht sonderlich anders aus als ein nordamerikanischer. Man sollte sich lieber mal die Umgebung seines Wohnortes ansehen und die gleichen Örtlichkeiten zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, zu verschiedenen Wetter- und Lichtsituationen und aus verschiedenen Perspektiven besuchen.

Das ist grundsätzlich auch für andere Jahreszeiten ein sehr wertvoller Tipp. Wer sich fotografisch verbessern möchte, sollte die gleichen Orte wieder und wieder besuchen. Man wird lernen Dinge neu zu entdecken und Fehler, die man beim Nachbearbeiten feststellt, beim zweiten Mal nicht zu machen.

Und auch in der Stadt lassenn sich im Herbst schöne Aufnahmen machen. Denn gerade der Kontrast von bunten Blättern mit dem grauen Beton oder schwarzen Asphalt eignet sich sehr gut.

Mythos 3: Für stimmungsvolle Herbsfotos muss ich die Morgen- oder Abendstunden nutzen

Natürlich bietet die goldene Stunde, also die Zeit rund um Sonnenauf- oder Sonnenungergang eindrucksvolle Lichtstimmungen – und das zu jeder Jahreszeit. Wer Nebelfotos machen möchte, muss schon früh raus. Aber auch am Mittag oder Nachmittag bieten sich gute Aufnahmesituationen. Denn im Oktober steht selbst die Mittagssonne nicht mehr senkrecht am Himmel – wer hier beispielsweise in den Wald flüchtet, wird keine Probleme mit harten Kontrasten haben – im Gegenteil. Die Blätter im Gegenlicht kommen hier erst richtig zur Geltung.

Und wenn das Wetter schlecht ist oder es sogar regnet, spielt die Tageszeit fast keine Rolle. Die grauen Woken wirken wie ein riesiger Diffusor und sorgen für gleichmäßige Ausleuchtung. Jetzt kann man sich anderen Motiven widmen, beispielsweise nassem Laub am Boden.

Mythos 4: Das Zeitfenster ist sehr kurz

Für schöne Herbstfotos gibt es nur wenige Tage – alles Quatsch! Es kommt eher darauf an, was man fotografieren möchte. Die Landschaft verändert sich – abhängig von den Witterungsverhältnissen schnell. Wer beispielsweise Pilze fotografieren möchte, hat oft tatsächlich ein kurzes Zeitfenster. Für die sich ändernde Laubfärbung gilt das gleiche – aber wenn es keine Pilze gibt, sucht man sich andere Motive. Wichtig ist eher: Die Augen offen halten und am besten erst recht dann rausgehen, wenn man glaubt nichts wirklich schönes fotografieren zu können. Dann entstehen meistens die besten aufnahmen.

Ein Auszug aus meinem Album „Herbst“ bei Flickr mit meinen Fotos

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