Fotografieren im Regen

Fotografieren bei Regen

Wenn im November der Herbst so richtig nasskalt zuschlägt, möchte man ja am liebsten einfach die Decke wieder über den Kopf ziehen. Aber das Wetter kann auch gutes Fotografenwetter sein, wenn man einige Dinge beachtet.

Dieser Artikel entstand mal wieder aus einer merkwürdigen Gelegenheit. Ich habe seit einigen Wochen ein schönes Makro-Objektiv herumliegen – ein Nikon AI Micro Nikkor 55mm f/3.5, welches ich gern mal ausprobieren möchte. Ein freier Samstagnachmittag hat sich angeboten aber das Wetter war alles andere als schön. Leichter bis mittlerer Regen, graue Wolken ohne Lücken – Besserung erst nach ein bis zwei Tagen in Sicht. Also Regenjacke an und raus. Fotografieren im Regen kann auch toll sein, wenn die Foto- und Kleiderausrüstung entsprechend ist.

Ein paar Tipps für das Fotografieren im Regen

Tipp 1: Den Wetterbericht im Auge behalten

Inzwischen gibt es gute Apps, die den Wetterbericht für die nächsten Stunden meist mit einem Regenprognose-Modell und Regenradar kombinieren. So kann man sich vorbereiten und ggf. auch auf kurze Fenster mit Sonne spekulieren, bei denen die nasse Landschaft besonders schön zur Geltung kommt. Ggf. lässt sich auch ein Regenbogen fotografieren. Insbesondere bei Tendenz zu starken Gewittern sollte man sich einen sicheren Aufenthaltsort suchen, da ein Regenschirm oder ein einzelner Baum auf einem freien Feld wie ein Blitzableiter wirken. Also Sicherheit zu erst!

Tipp 2: Sich selbst und die Ausrüstung trocken halten

Viele moderne Spiegelreflexkameras sind gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. So wird eine professionelle Kamera, wie die D850 oder D5 von Nikon auch im strömenden Regen nicht kaputtgehen – wenn das montierte Objektiv ebenfalls eine Abdichtung hat. Bei den günstigeren Modellen sieht das schon anders aus – deshalb auf Nummer sicher gehen und die Kamera, wenn sie nicht benötigt wird in einer regendichten Fototasche aufbewahren. Natürlich sollte man selbst auch entsprechende Kleidung – eine Mütze schadet auch nicht – tragen, um wenn nicht trocken, dann wenigstens warm zu bleiben. Ein Regenschirm und eine Plastiktüte für die Ausrüstung sind bei stärkerem Regen absolut empfehlenswert. Man kann sich auch einen trockenen Unterstand suchen – im Wald beispielsweise unter Felsvorsprüngen oder auf einem Hochsitz.

Tipp 3: Auswirkungen des Wetters auf die Bildqualität

Bei bewölktem Himmel hat man zumindest den Vorteil, dass das Licht sehr gleichmäßig verteilt wird, da die Wolken wie ein riesiger Diffusor wirken. Man bekommt also keine harten Kontraste – dafür ist bei schlechtem Wetter, beispielsweise im Wald meistens noch weniger Licht vorhanden als bei schönem Wetter. Ein Blitzgerät oder eine Taschenlampe können gute Hilfsmittel sein um Licht zu bekommen, wenn keins da ist. Bei Landschaftsaufnahmen ist noch zu beachten, dass Regen, Nebel und Dunst natürlich zwischen Kamera und Motiv liegen – ggf. werden Landschaftsaufnahmen unscharf, ohne dass man so richtig erkennen kann, warum. Umgekehrt kann man das natürlich auch als Stilmittel einsetzen.

Tipp 4: Finde Motive, die es bei schönem Wetter nicht gibt

Das Wasser vom Himmel erzeugt nicht nur nasse Kleidung und Ausrüstung sondern auch wunderschöne Motive: Pfützen, Tropfen auf Blättern und an Zweigen, Spiegelungen und Reflexionen, die sonst nicht vorhanden sind. Man sollte seinen Blick also etwas verändern und Motive suchen, wo sonst keine sind. Regen kann man mit Gegenlicht sehr gut in Szene setzen, auch bunte Motive wie Regenschirme können Farbe ins Grau bringen.

Ein Herbstspaziergang im Regen

Bei einem Spaziergang durch den verregneten Herbstwald habe ich meine Nikon Df und das fast 40 Jahre alte Nikon AI Micro Nikkor 55m f/3.5 verwendet. Beide sind nicht wirklich gegen Regen geschützt, so dass ich die Kamera mit Objektiv wenn ich nicht fotografiert habe, regengeschützt in meiner Fototasche gelassen habe. Durch das schlechte Wetter war im noch stark belaubten Herbstwald deutlich weniger Licht als erwartet. Mit dem 55er kann man bereits bei Offenblende sehr gute Ergebnisse erzielen, abgeblendet auf f/5.6 oder f/8 verbessern sich Kontrast und Schärfe an den Bildrändern und Ecken noch einmal. Um nicht zu verwackeln, habe ich Belichtungszeiten um 1/125s oder 1/250s verwendet, so dass ich meistens auf Lichtempfindlichkeiten zwischen ISO800 und ISO1600 ausweichen musste. Das ist mit einer Nikon Df kein Problem, bei älteren Kameras oder Bodies mit kleinerem Sensor kann das schon zu starkes Bildrauschen hervorrufen. Eine externe Lichtquelle wie eine Taschenlampe zur besseren Ausleuchtung oder ein Stativ bei entsprechender Verlängerung der Verschlusszeit können hier hilfreich sein. Mir war es im Regen zu umständlich noch ein Stativ mitzuschleppen.

Hier ein paar der Fotos, die bei diesem Spaziergang entstanden sind. Es lohnt sich also manchmal erst recht, sich an einem kalten Herbsttag aufzuraffen und zu fotografieren.