Wer mit einer Nikon Zfc fotografiert, wird früher oder später ins gleiche Dilemma laufen wie ich. Die Nikon Zfc ist eine wunderschön designte und kompakte Kamera, die man am liebsten eher um den Hals hängen hat, als sie in einer Fototasche zu verstecken. Die meisten Nikon-Objektive für den Z-Mount sind aber ziemlich groß – lichtstark und mit grandioser Bildqualität – aber zu groß für diese kleine Kamera. Für Street- und Fashionfotografie ist ein kompaktes Objektiv viel praktischer. Diese Lücke füllen zunehmend altbewährte Hersteller wie Sigma oder Voigtländer aber auch Marken, die noch nicht so lange auf dem Fotomarkt etabliert sind wie Viltrox, TTartisans oder 7artisans.
Auf der Suche nach dem Nifty-Fifty für die Zfc
Auf dieser Seite kann man sehen, wie viele Objektive ich in den letzten Jahren schon in den Händen gehabt habe. Meine Lieblingsbrennweiten entsprechen immer noch umgerechnet auf das Kleinbildformat 28mm, 35mm und 50mm. Für Nikon F gibt es diese Brennweiten fürs Kleinbildformat in angenehm kompakter Bauweise, wenn es nicht gerade die 1.4er Varianten sein sollen.
Doch wie siehts für Nikon Z aus?
Als sich mit den spiegellosen Systemkameras vor vielen Jahren die Revolution im Kamerasegment vollzog, unterlag ich noch dem Glauben, dass wir durch die neuen Anschlüsse und durch das Weglassen des Spiegelkastens endlich kompaktere Kameras und kompaktere Objektive bekommen werden. Ich hoffte auf kleine kompakte Reisekameras mit grandioser Bildqualität und Wechselobjektiven.
Aber wie immer, wenn sich Fotografen die eierlegende Wollmilchsau wünschen, kommen schlechte Kompromisse heraus. Die Kameras sind tatsächlich kompakter geworden und mit der Zeit wurden sie dennoch wieder größer um bessere Ergonomie zu bieten. Die Objektive sind jedoch in der Regel größer geworden. Fast alle Objektive für den Z-Mount von Nikon entstellen das Design der Zf oder Zfc weil sie deutlich größer sind, als es die F-Objektive an den alten FE oder FM-Kameras waren.
Und wer jetzt auf die Idee kommt ein AF-D 35mm 2.0 oder ein AF-S 35mm f/1.8 G ED per FTZ-Adapter an der Nikon Zf oder Zfc zu betreiben, hat ein Objektiv das am Ende genauso groß ist, wie ein natives Nikon Z Objektiv, wie in diesem Foto schön zu sehen.
Mit dieser Kombination, aber auch mit dem Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G bin ich eine Weile um die Häuser gezogen. Aber es fühlte sich irgendwie immer merkwürdig an.
Mein Wunsch war ein kompaktes und lichtstarkes Objektiv für die Nikon Zfc im Brennweitenbereich (Kleinbildäquivalent) zwischen 28mm und 50mm. Manuell Fokus ist für mich völlig okay, für Action und Geschwindigkeit nutze ich meine Vollformat Nikon D780. Es sollte sich an der Zfc genauso anfühlen, wie ein klassisches Nikon AI oder Nikon AF 50mm Objektiv. Die Balance harmoniert dann sehr gut mit der Größe der Kamera.
Wer nicht unbedingt einen Autofokus benötigt, findet inzwischen eine doch ganz ordentliche Auswahl an kompakten Objektiven für Nikon APS-C Kameras mit Z-Mount. Es gibt ja nicht nur die Nikon Zfc sondern auch die Z30 und Z50. Bspw.:
- Voigtländer NOKTON D23mm f1.2
- TTArtisan 23mm f/1,4
- Nikon Z DX Nikkor 24mm 1.7
- TTArtisan 25mm f/2
- Nikon Z Nikkor 26mm 2.8
- TTArtisan AF 27mm f/2,8
- Nikon Z Nikkor 28mm 2.8
- Sigma 30mm f1,4 DG DN
- TTArtisan AF 32mm f/2,8
- Voigtländer NOKTON D35mm f1.2
- TTArtisan 35mm f0,95
- TTArtisan 35mm f1,4
- 7artisans 35mm f1.2
- 7artisans 35mm f0.95
Sieht also eigentlich gar nicht so schlecht aus. Preislich geht das neu bei unter 200€ los und bewegt sich so bis über 600€, gebraucht kann man Schnäppchen machen aber es gibt deutlich weniger Auswahl als bspw. Nikon F.
Mein erstes Nifty-Fifty für Nikon Z APS-C: Das Nikon Z Nikkor 28mm 2.8
Das Nikon Z Nikkor 28mm 2.8 ist ein durchaus interessanter Kandidat in dieser Liste. Das Objektiv ist sowohl für APS-C als auch für Vollformat gerechnet, ist äußerst kompakt und sehr leicht und es verfügt über einen integrierten Autofokus. Dadurch kann man die Fähigkeiten der Nikon Z-Kamera egal ob bei Foto oder Video voll nutzen. Preislich gebraucht für unter 200€ eine interessante Wahl.
Die Bildqualität ist für den Preis wirklich gut. Das Objektiv liefert schon bei Offenblende im Zentrum sehr scharfe Bilder, die Ränder werden bei f/5.6 deutlich besser. Kontrast und Farbwiedergabe sind auf hohem Niveau. Aber dafür gibt’s genügend Testcharts und Reviews, wer in die Details eintauchen will.
Hier ein paar Fotos, die mit dieser Kombination entstanden sind.
Ein paar Nachteile sind mir aufgefallen. Angefangen mit chromatischen Aberationen bei Offenblende. In der Landschaftsfotografie erhält man im Gegenlicht leider gern pink oder lilafarbene Farbsäume um Kanten wie an Ästen, die sich in der Postproduktion glücklicherweise leicht korrigieren lassen. Das deutlich teurere 26mm f/2.8 Pancake für Nikon Z hat übrigens konstruktionsbedingt das gleiche Problem. Ein weiterer klarer Nachteil für meine Art zu fotografieren ist die geringe Lichtstärke von f/2.8 fürs APS-C-Format. Das Objektiv entspricht kleinbildäquivalent etwa einem 42mm f/4. Wer gern offenblendig fotografiert und seine Motive deutlich vom Hintergrund freistellen will, wird mit dem 28er weniger Freude haben.
Für Street- und Landschaftsfotografie hat mir dieses Objektiv schon ganz gut gefallen, für People-Fotografie bin ich auf Nikon F-Objektive am FTZ-Adapter ausgewichen. Das ist bringt hinsichtlich Größe und Auffälligkeit im Alltag ein paar Nachteile mit sich. Also ging meine Suche nach Alternativen weiter.
Chinakracher zum Sensationspreis: 7artisans 35mm f/1.2 II für Nikon Z
Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch war, als ich mich für ein gebrauchtes Exemplar dieses Objektivs entschieden habe. Deutlich unter 100€, da kannte ich bislang nur richtig schlechte Plastik-Objektive.
Das Objektiv fühlt sich solide an aber nicht hochwertig. Aus Metall gefertigt aber nicht vergleichbar mit der haptischen Anmutung eines Zeiss oder Voigtländer. Der Durchmesser des Frontelements ist verhältnismäßig klein. Ich habe bei diesem Objektiv deutlich mehr Sorge es zu verkratzen, als bei einem Nikon Objektiv. Der manuelle Fokusring ist angenehm weich, nicht zu leichtgängig aber auch nicht schwer. Die Blendenstufen spürt man ganz leicht beim Verstellen, allerdings für mich zu wenig. Ich habe auch nicht das richtige Gefühl für die Blendenstufe und muss immer draufschauen.
Die Präzision finde ich im Nahbereich sehr angenehm aber zwischen 3m und unendlich zu klein. Das macht das manuelle fokussieren im Alltag der Streetphotography etwas kompliziert, denn bei Offenblende ist unendlich oft zu weit. Hier würde ich mir das Feature der Nikon Zf wünschen, welches die Motiverkennung bzw. den Augen-Fokus auch für MF-Objektive anbietet. Mit dem Fokus-Peaking habe ich mich teilweise doch nicht so leicht getan, wie gedacht. Es ist etwas Übungssache – nach einer Woche non-stop mit diesem Objektiv hatte ich es gut im Gefühl.
Das Objektiv ist leider nicht gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. Ich hatte nach einigen Tagen in Wind und Staub einen ziemlich schmutzigen Sensor und natürlich nichts zum Reinigen dabei. Wie auf dem Foto hier zu sehen, sind auch keine kontakte zur Kommunikation mit der Kamera vorhanden. D.h. die Objektivdaten werden nicht ins EXIF geschrieben.
Der fehlende Autofokus und natürlich auch Bildstabilisator bringen einen Vorteil mit: kompakte Bauweise und geringes Gewicht. Auf einer Zfc montiert, nehme ich nicht mal eine Fototasche mit. Kamera und Objektiv sehen unglaublich schick zusammen aus und sind klein und leicht genug um auch Mal auf oder unter einer Jacke getragen zu werden.
Das Objektiv ist schärfer als erwartet. Vor allem im Nahbereich macht dieses Objektiv für Portrait richtig Freude. Eine ausgeprägte Vignette und ein angenehmes Bokeh machen es zum idealen Portraitobjektiv, wenn man das nötige Fingerspitzengefühl beim Fokussieren mitbringt. Die Schärfe ist bei Offenblende im Zentrum akzeptabel, ab den Rändern nicht wirklich gut – das erwartet man bei diesem Preis und dieser Bauart auch. Abblenden bringt schärfere Ränder und auch deutlich mehr Kontrast. Wer Motive freistellen möchte, kann aber tatsächlich bei Offenblende gut mit diesem Objektiv arbeiten. Für Landschaftsaufnahmen blende ich bis f/8 ab, weiteres Abblenden macht dir Qualität nicht besser, die Beugung setzt ein.
Wer auf Bilder mit kitschigem Bokeh setzt, und ja zur Weihnachtszeit bieten sich solche Bilder absolut an, der wird viel Freude damit haben, wie auf meinen Beispielbildern zu sehen.
Auffällig aber auch typisch für diese Bauart sind chromatische Aberationen. Bei Offenblende treten an Kanten bei starkem Gegenlicht vor allem heftige magentafarbene Farbsäume auf, die sich jedoch bspw. in Lightroom nachträglich doch ganz gut korrigieren lassen.
Im Alltag habe ich das Objektiv vorwiegend für Fotografie von Menschen eingesetzt. Sei es auf Familienfeiern oder draußen auf der Straße für Streetphotography. Beides klappte nach wenigen Minuten Eingewöhnung ausgezeichnet und lief nach einigen Tagen absolut flüssig und reibungslos. Wie erwähnt, fiel mir das fokussieren zwischen 3m und unendlich schwerer als im Nahbereich. Aber ansonsten machte es seinen Job viel besser, als größere und deutlich teurere Objektive.
Fazit – Mein Nifty Fifty für die Nikon Zfc ist das 7artisans 35mm f/1.2 II.
Für seinen Neupreis von etwas über 200€ aber vor allem gebraucht mit geringem Alter ist das eine absolute Empfehlung für Nikon APS-C Kameras, vor allem für die Zfc. Diese Kamera kauft man sich ja nicht aufgrund der Features sondern auch aufgrund des Bedienkonzeptes. Man kann seine Fotografie deutlich entschleunigen. Die haptischen Elemente machen bei der Bedienung etwas im Kopf – bei mir zumindest. Es fühlt sich mehr nach Handwerk als nach Automatisierung an.
Alternativen gibt’s einige aber um den selben Look zu erzielen, muss man meistens tiefer in die Tasche greifen. Na klar, Nikon hat optisch erstklassige Festbrennweiten für die Vollformatkameras mit Z-Bajonett im Angebot. Aber die sind ziemlich groß und passen besser an einen modern gestalteten Body, bspw. Z8.
Aber es gibt ein paar interessante Kompakte für APS-C, die ich aber selbst bis jetzt nicht getestet habe. Das 35mm 1.2 von Voigtländer wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, schlägt aber selbst gebraucht mit mindestens 400€ zu buche, eher mehr. Wer Autofokus braucht, kann zum 30mm Sigma 1.4 greifen, das ist aber deutlich größer und schwerer, kann aber mit Glück gebraucht zum Neupreis des 7artisans gefunden werden.
Wer etwas mehr Weitwinkel sucht, kann auch zum günstigen Nikon Z Nikkor 24mm f/1.7 greifen, das entspricht etwa dem klassischen 35mm am Vollformat. Ich werde das auf jeden Fall noch testen. Aber das ‚Retrofeeling‘ kommt eher mit einem Objektiv wie dem 7artisans oder auch einem Voigtländer auf.