Magie der Farben. Herbstfotografie in den Bergen

Christian Mitschke fotografiert am Jägersee bei Kleinarl.

Der Herbst in den Bergen ist ein Fest der Farben und die beste Zeit zum Fotografieren – und zwar bei jedem Wetter. Herbstfotografie in den Bergen bedeutet den Wechsel zwischen satten Grüntönen, lebendigen Rottönen, Gold und Brauntönen in der Berglandschaft auf ein Bild zu zaubern. Für Landschaftsfotografie ist das eine der schönsten Jahreszeiten und in diesem Artikel zeige ich auch, dass man von Deutschland aus dafür nicht unbedingt nach Neu-England reisen muss.

Die Aufnahmen in diesem Artikel sind in und nahe Flachau, der Heimat von Skilegende Hermann Maier entstanden. Ich war hier schon dreimal und jedes Mal sind mir tolle Aufnahmen gelungen und zwar egal bei welchem Wetter und mit welcher Ausrüstung.

Herbstofotografie in den Bergen für Landschaftsaufnahmen mit Tiefe

Kontraste einfangen, Tiefe erzeugen

Wenn im Oktober nach ein paar kühlen und nassen Tagen die Sonne noch mal richtig rauskommt, bieten die Berge traumhafte Motive. Der Kontrast zwischen klarem Himmel und den warmen Herbstfarben verleiht den Bildern eine besondere Tiefe und Lebendigkeit. Der Herbst zeichnet sich vor allem durch sehr warmes und weiches Licht aus, die Sonne steht niedrig. Dadurch zeichnen sich Konturen stärker ab, es gibt Schattenwürfe und so entsteht in den Bildern bei schönem Wetter eine tolle Tiefe. An einem Bergsee kann man diese Bildtiefe durch die Reflexion im Wasser noch verstärken.

Die Berglandschaft bietet uns Fotografen sehr viele natürliche Rahmen um unser Hauptmotiv zu betonen. Das können überhängende Äste oder Felsen sein, die den Betrachter in die Szene hineinziehen. In den Alpen sind die Wiesen und Almen durch Holzzäune getrennt, welche als führende Linien helfen können, das Bild zu strukturieren. Auch eine Unterteilung in Vorder-, Mittel und Hintergrund, hilft plastische Aufnahmen zu gestalten. Die tiefstehende Sonne betont die Konturen der Bergketten. Wer hier noch mehr Plastizität in die Aufnahmen bringen möchte, muss seinen Wecker früh stellen – und ich war dieses Mal zu faul dazu. Denn in den Morgenstunden sind die Täler häufig mit Nebel durchzogen, die Berge schauen oben Heraus.

Ihr seid nicht alleine – Geduld mitbringen

Jetzt ist es natürlich normal, dass man an solchen Tagen nicht allein unterwegs ist. Die Aufnahmen über diesem Absatz sind am Jägersee bei Kleinarl am ersten November entstanden. Das ist ein Feiertag und da ist auf dem Weg um den See einiges los. Aber bei der Herbstfotografie in den Bergen geht es aber auch darum, eine ruhige Atmosphäre zu erzeugen. Dafür muss man manchmal etwas Geduld mitbringen. Wichtig ist, sich in der Natur resprektvoll zu verhalten, vor allem in geschützten Bereichen die Wege nicht zu verlassen um Tier- und Pflanzenwelt zu schonen. Im Zweifel einfach etwas warten, auch die größte Reisegruppe ist irgendwann weg und sich Zeit nehmen für ein schönes Foto.

Die Farbpalette des Herbstes nutzen

Der Wald in den Alpen wird in den höheren Lagen vor allem durch immergrüne Nadelbäume geprägt, in tieferen Lagen kommen Laubbäume dazu, welche sich im Herbst bunt färben. In Kombination mit dem ersten Schnee in Höhenlagen und blauem Himmel entstehen kontrastreiche Landschaftsaufnahmen. Es gibt dabei offensichtliche Motive, wie Berge und Bäume und vielleicht auch weniger offensichtliche, wie farbenfrohe Blätter, die in einer Pfütze am Boden liegen. Deshalb ist mein wichtigster Rat, sich einfach etwas Zeit zu nehmen und den Blick streifen zu lassen. Das Motiv, das alle fotografieren ist meistens nur das Zweitbeste.

Herbstfotografie in den Bergen auch bei schlechtem Wetter

Aber sind wir doch mal realistisch. Im Oktober und vor allem im November einen perfekten Tag zu erwischen, ist nicht immer einfach. Viel häufiger gibt es diese Tage, an denen es grau, kalt und vor allem nass ist. Das sind die Tage an denen man, wenn man im Urlaub ist, den Tag lieber in der Sauna und im Restaurant ausklingen lässt. Doch liebe Fotografen, das sind die Tage, an denen die echten Herbstfotos entstehen. Die mit Nebel, die mit Wolken und die mit der echten Herbstatmosphäre.

Nebel und tiefhängende Wolken verschleiern die Konturen der Berge und verleihender Landschaft eine mysteriöse Aura. Wir Fotografen können genau das nutzen um sehr ruhige, geheimnisvolle und stimmungsvolle Bilder zu erzeugen. Häufiger als Nebel treffen wir aber vor allem graue Wolken und Regen im Herbst an. Trübes Wetter bedeutet aber nicht zwangsläufig langweilige Bilder. Im Gegenteil. Der Kontrast zwischen herbstlichen Farben und dem grauen Himmel, den grauen Bergen kann äußerst wirkungsvoll sein.

Deshalb hier wie auch bei schönem Wetter die klassischen Tipps der Landschaftsfotografie: Eine gute Komposition suchen aus Vorder, Mittel und Hintergrund. Führende Linien suchen wie Wege, Zäune oder Bergketten um den Betrachter ins Bild zu ziehen. Wolken und Nebel, die Teile der Landschaft verdecken, verstärken diesen Effekt eindrucksvoll.

Das Wichtigste in den Bergen: Gute Vorbereitung ist alles.

Der Satz ist eine Binsenweisheit aber in den Bergen wirklich wichtig. Wer bei schlechtem Wetter in den Bergen unterwegs sein möchte, sollte zum einen eine gute Ortskenntnis haben und sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Dazu gehört eine gute Ausrüstung – und damit meine ich nicht die Kamera.

Die richtige Kleidung – Zwiebelschalenprinzip

Bei Temperaturen unter 10°C und häufigem Regen kühlt man schnell aus. Wetterfeste Kleidung, vor allem wasserdichtes Schuhwerk mit gutem Grupp sind essentiell. Wichtig ist Kleidung, die nicht nur vor Nässe schützt, sondern auch atmungsaktiv ist. In den Bergen ändert sich das Wetter sehr schnell und auch durch übermäßiges Schwitzen kann man schnell nass werden. Ich empfehle das klassische Zwiebelschalenprinzip.

Wichtig in den Bergen: Handy aufladen!

Ein aufgeladenes Handy ist selbstverständlich aber man sollte sich auch im Klaren sein, dass nicht überall Empfang ist. Denn das Handy bringt neben der integrierten Kamera viele nützliche Funktionen für uns Fotografen mit. Der Blick aufs Regenradar ist wichtig um die Route zu planen und sollte während der Tour immer wieder mal geprüft werden. Offline-Karten des Gebietes können bei der Orientierung sehr hilfreich sein und stehen auch zur Verfügung, wenn kein Empfang ist. Die Taschenlampenfunktion kann im Notfall sehr wichtig werden. Auch das Teilen des Standorts an Freunde oder Verwandte kann hilfreich sein, falls ihr im Notfall keinen Empfang mehr habt, damit man weiß wo Ihr unterwegs seid.

Fotoausrüstung bewusst wählen

Und jetzt zur Fotoausrüstung. Über Reisefotografie habe ich schon ausführlich geschrieben. Je aufwändiger die Bergtour ist, desto wichtiger ist es nicht alles mitzuschleppen. Ich habe mich diesmal bewusst für eine Kamera mit einem Objektiv entschieden. Wenn es regnet oder Regen zu erwarten ist und die Kamera und das Objektiv auf jeden Fall nass werden, ist es wichtig zu wissen, wie wetterfest diese Ausrüstung ist. Semi-professionelle Kameras, Profikameras und -Objektive sind häufig gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet, so dass ein Schauer aber auch Regen über mehrere Stunden kein gravierendes Problem darstellen.

Wichtig ist, dass die Linsen von Feuchtigkeit frei sind. Die Gegenlichtblende kann auch hier hilfreich sein um zu verhindern, dass Wassertropfen auf die Frontlinse des Objektivs kommen. Ein weiteres Problem kann Beschlag von Linsen im Objektiv aber auch des Suchers der Kamera darstellen. Man sollte versuchen, die Kamera keinen größeren Temperaturschwankungen auszusetzen. Ich trage sie meistens in einer Fototasche oder in der Hand. Wenn man vor allem kleine Kameras eng am Körper trägt und dann der Kälte aussetzt, können die Linsen schnell beschlagen und man hat Nebel auf den Aufnahmen obwohl es klar war.

Auch das Gewicht spielt eine große Rolle, wenn man länger unterwegs ist. Deshalb ist mein Ratschlag: Eine einigermaßen wetterfeste Kamera und ein gutes Objektiv sollten für so eine Tour reichen. Professionellere Zooms sind inzwischen so gut geworden, dass man hier auf einer Tour sowohl die Panoramaperspektive im Weitwinkel als auch Details im Telebereich mit hoher Qualität abbilden kann. Alternativ ist eine Festbrennweite zwischen 35 und 50mm sicher auch keine verkehrte Wahl. Mein Setup in diesem Jahr war eine klassische DSLR – meine Nikon D780 und das Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 G ED.

Nikon 24-70mm f/2.8

Wieder zu Hause. Zeit nehmen für die Nachbearbeitung.

Ja es gibt Puristen, die immer Out-of-Camera fotografieren. Ich gehöre nicht dazu. Für mich setzt sich die Arbeit an einem Bild entweder in der echten Dunkelkammer oder in der digitalen – am Schreibtisch und bei mir in Adobe Lightroom fort. Ich empfehle grundsätzlich in RAW zu fotografieren, denn man hat so auch noch die Möglichkeit bei der Nachbearbeitung viele Parameter zu verändern wie Belichtung, Kontrast, Farbtemperatur und natürlich Weißabgleich.

Man sollte es jedoch nicht übertreiben, eine Feinjustierung vor allem der Belichtung um mehr Details in Schatten zu bringen oder durch Anpassung des Kontrasts die Strukturen der Berge stärker herauszuarbeiten, reicht meistens. Die natürlichen Herbstfarben können durch eine präzise Einstellung der Farbtemperatur und des Weißabgleichs noch etwas stimmungsvoller und intensiver werden. Man kann auch durch selektives Anheben der Rot- oder Orangetöne die Herbstfarben im Wald stärker herausarbeiten. Bei Regenaufnahmen können Funktionen wie „Klarheit“ oder „Dunst entfernen“, wenn man sie behutsam einsetzt, mehr Plastizität ins Bild bringen.

Fazit

Die Herbstfotografie in den Bergen ist eine faszinierende Reise durch eine Welt voller Farben, Kontraste und Atmosphäre. Von den goldenen Sonnenstrahlen, die die Bergspitzen küssen, bis zu den mystischen Nebelschwaden, die die Landschaft in einen geheimnisvollen Schleier hüllen, bietet der Herbst unzählige Möglichkeiten für Fotografen.

Die Kunst, den Herbst in den Bergen einzufangen, erfordert nicht nur ein geschultes Auge, sondern auch eine sorgfältige Vorbereitung und Technik. Die richtige Kleidung und das angemessene Verhalten in wechselnden Wetterbedingungen sind genauso wichtig wie die Kenntnisse in der Nachbearbeitung, um das volle Potenzial der Aufnahmen zu entfalten.

Von der Auswahl der richtigen Perspektiven über die kreative Komposition bis hin zur meisterhaften Nachbearbeitung – jeder Schritt in diesem Prozess trägt dazu bei, die einzigartige Schönheit der herbstlichen Berglandschaften festzuhalten. Die Stille der Natur, das Spiel von Licht und Schatten, die Vielfalt der Farben und die kreative Gestaltung machen die Herbstfotografie zu einer zeitlosen Kunstform.

Egal, ob man die majestätischen Gipfel, die malerischen Bergseen oder die schroffen Wälder erkundet, der Herbst in den Bergen offenbart seine eigene Geschichte, die es zu erzählen gilt. Durch die Linse eines Fotografen wird diese Geschichte zu einem visuellen Gedicht, das die Betrachter in die zauberhafte Welt der herbstlichen Berglandschaften entführt.