Die perfekte Reisekamera? Panasonic LUMIX GX80

Panasonic Lumix GX80 mit Panasonic Lumix G 12–32mm f/3.5–5.6

Ein Gastbeitrag von Marco Huck.

Auf der Suche nach dem „perfekten“ Reisekamera-Set bin ich vor einiger Zeit bei der Panasonic LUMIX GX80 gelandet – ein Gehäuse, das angenehm kompakt ist. Die Olympus E-M10 Mark II, die ich früher bereits vorgestellt habe, ist fast gleich groß.

Doch ein Blick auf andere Modelle zeigt schnell, wie sich die Panasonic LUMIX GX80 im Vergleich schlägt:

Doch das Gehäuse allein entscheidet nicht über die Praxistauglichkeit eines Systems – nur ein Narr würde ohne Objektive losziehen. Und genau hier spielt das Micro-Four-Thirds-System schlussendlich seine größte Stärke aus: kompakte, leistungsfähige Objektive. Für Reisende ein echter Vorteil.

In diesem Bericht soll es deshalb einmal mehr um ein möglichst kleines, leichtes und trotzdem ernstzunehmendes Reisesystem gehen.

Kameras sind wie Schweizer Taschenmesser: Es gibt sie in unzähligen Varianten mit unterschiedlichster Ausstattung. Was man wählt, ist immer auch eine Frage des Geschmacks – am Ende sind sie alle vor allem eins: Werkzeuge. Und genau so sehe ich auch die GX80.

Meine Erfahrungen mit der Panasonic LUMIX GX80

Dieses Modell kam 2016 auf den Markt, ist also schon älter und nur noch gebraucht erhältlich. Trotzdem ist die GX80 auch 2025 noch sehr gut geeignet für Reisefotografie, Landschaft, Street, Portraits oder Natur. Wer modernste Videofunktionen, rasend schnellen Autofokus und 60 Serienbilder pro Sekunde will, muss zu aktuellen Spitzenmodellen greifen – und entsprechend tief in die Tasche. Eine gebrauchte GX80 in gutem Zustand findet man dagegen mit etwas Geduld für rund 300 €. Wer lieber neu kauft, sollte einen Blick auf die aktuelle DC-GX9 werfen: technisch sehr ähnlich, aber moderner – und teurer.

Highlights der Panasonic LUMIX GX80

Die Kamera bietet einen 16-Megapixel-Sensor, einen elektronischen Sucher mit 2,8 Millionen Bildpunkten, ein schwenkbares Touchscreen-Display und eine 5-Achsen-Bildstabilisierung mit Panasonics Dual-IS-System – also eine kombinierte Stabilisierung von Gehäuse und kompatiblen Objektiven.

Der Einzel-AF ist (wie heute üblich) blitzschnell und treffsicher. Der kontinuierliche Autofokus (AF-C) ist dagegen nicht auf Action oder Vögel im Flug ausgelegt. Dennoch lässt sich der AF-C nutzen, und je nach Motivbewegung gelingen durchaus einige Treffer. Panasonic setzt hier auf die DFD-Technologie („Depth from Defocus“), ein sehr schneller Kontrast-AF – allerdings funktioniert DFD nur mit Lumix-Objektiven. Doch auch mit anderen Herstellern ist der AF im Alltag sehr schnell; ich merke keine Nachteile.

Ein echtes Highlight ist der „Touchpad-AF“: Ist er aktiviert, lässt sich der Fokuspunkt wie ein Mauszeiger auf dem Display verschieben – auch während man durch den Sucher blickt. Das funktioniert so gut, daß ich ungern Kameras ohne diese Funktion nutze. Ich kann nur empfehlen, sich daran zu gewöhnen – es geht mit ein wenig Übung schneller und präziser als mit Joystick oder Richtungstasten.

Panasonic hat gegenüber dem Vorgängermodell GX7 den Verschluss verbessert: In der GX80 bewegt sich der Verschlussvorhang elektromagnetisch – statt mechanisch wie bei der GX7. Dadurch entsteht kein sogenannter „Shutter Shock“ mehr, also keine leichten Verwacklungen bei kritischen Belichtungszeiten.

Wie jedes Werkzeug hat auch diese Kamera ihre Schwächen:

  • Das Gehäuse ist fast zu klein, ein ausgeprägter Handgriff fehlt. Bei längeren Touren kann das unangenehm werden. Abhilfe schafft der optionale Griff DMW-HGR2 von Panasonic – spürbar besserer Halt, passt auch an die GX9. Der Preis liegt bei rund 50 €, Drittanbieter-Alternativen gibt’s ab etwa 40 € (nicht getestet). Nachteil: Der Griff blockiert Akku- und Speicherkartenfach. Zwar kann der Akku im Gehäuse geladen und Bilder per Kabel übertragen werden, aber spätestens beim Akkutausch muss der Griff runter. Dank Rändelschraube geht das immerhin werkzeugfrei und flott.
  • Der elektronische Sucher hat eine gute Auflösung, ist aber relativ klein. Und er nutzt ein farbsequenzielles Display: Das Bild wird in schneller Folge als rotes, grünes und blaues Teilbild dargestellt. Bei schnellen Bewegungen oder Blickwechseln kann es zu leichten Farbversätzen oder einem Regenbogeneffekt kommen. Manche stört das, andere merken es kaum. Mir fällt es auf, aber im Alltag finde ich es nicht störend. Ein größeres OLED-Display wäre schöner – doch auch so ist der Sucher absolut brauchbar.
  • Die Akkulaufzeit ist eher kurz. Beim Ausflug nach Ladenburg hat der (gebrauchte) Akku (der sicher nicht mehr die originale Kapazität hat) nicht bis zum Ende durchgehalten – für die letzten Schnappschüsse musste der Ersatzakku ran. Wer viele Videos dreht, sollte drei Akkus einplanen oder regelmäßig eine Powerbank nutzen.

Objektive

Panasonic LUMIX G 12-32mm f/3.5-5.6

Für mein Reise-Set habe ich das Panasonic Lumix G 12–32mm f/3.5–5.6 ausprobiert. Winzig. Gerade mal 70 g leicht. Nimmt man es in die Hand, denkt man unweigerlich: „Das war doch in einem YPS-Heft!“

Das Teil wirkt wirklich billig und man hat Angst es würde jeden Moment auseinander fallen, überspitzt formuliert. Doch dieser erste Eindruck täuscht gewaltig! Es ist eins der besten Kit-Objektive die ich je hatte und die Bildqualität ist erstaunlich gut – ich bin sehr beeindruckt von diesem Zwerg.

Wer’s nicht glaubt: Einfach ausprobieren. Gebraucht in sehr gutem Zustand kostet es etwa 130 €. Sollte man enttäuscht sein (was ich bezweifle), verkauft man es eben wieder.

Mit einem Firmware-Update ist es Dual-IS 2 kompatibel, verwackelte Bilder gehören also der Vergangenheit an.

Natürlich ist auch dieses Objektiv ein Kompromiss. Der Telebereich endet bei 64 mm (KB-äquivalent) – und das bei Blende f/5.6, also recht lichtschwach. Dafür ist es mit 24 mm angenehm weitwinklig. Die Naheinstellgrenze liegt bei 20 cm (bis 20 mm Brennweite), bei 32 mm sind es 30 cm – sehr gute Werte. Ich schätze Objektive mit kurzer Nahgrenze, wie z. B. mein geliebtes Ai-S Nikkor 28 mm f/2.8.

Und wer behauptet mit billigen Kit-Zooms könne man keine unscharfen Hintergründe erzeugen, für den habe ich beispielhaft die Pusteblume unten fotografiert. Klar, für ein Bokeh-Wettbewerb wäre es das falsche Werkzeug, darüber sind wir uns einig.

Ich war vor Jahren noch der Meinung, nur mit einem 24-70/2.8 an der Kamera könne man gute Bilder erzeugen, aber das ist ein Irrglaube. Es mag zwar vorkommen, daß man Blende 2.8 und extremste Schärfe bis in die Bildecken tatsächlich *braucht*.

Aber als Hobbyfotograf hat man vielleicht Zeit um solche Situationen mit einer Festbrennweite festzuhalten?

Ein anderer Grund warum Profis solche Objektive haben ist weniger fotografischer Natur: Viele Hersteller bieten für Profilinsen innerhalb von 48 Stunden garantierte Reparaturen. Weltweit. D.h. eine Ersatzteilversorgung muss garantiert sein. Das treibt natürlich den Preis enorm in die Höhe, und ist ein weiterer Grund warum ein Profizoom rund das Zehnfache im Vgl. zum Kit-Zoom kostet.

Wenn das kleine 12-32 mal kaputt geht, dann hat man ein Häufchen Elektroschrott in der Hand. Muss man wissen.

Kurz gesagt: Mein Lob geht an dieser Stelle an die Entwicklungsabteilung bei Panasonic: Dort hat man ein winziges Leichtgewicht konstruiert, das mit optischer Muskelkraft gute Bilder liefert. Es ist so klein, daß in fast jeder Fototasche noch Platz für eine Ergänzung bleibt. Für den Ausflug nach Ladenburg hatte ich deshalb zusätzlich das aus dem letzten Bericht bekannte Olympus 40-150mm Telezoom eingepackt. Das ist ähnlich „Plastik-Fantastik“ wie das Standardzoom, aber seine Abbildungsqualität überrascht mich immer wieder aufs Neue. In Ladenburg hätte ich es eigentlich nicht gebraucht, aber ich wollte ein bisschen damit herumspielen. Es ist immer dann praktisch, wenn man mal etwas mehr Tele braucht.

Nachteile

Der Zoomring dreht bei Olympus genau andersherum als bei Panasonic – das verwirrt nach dem Wechsel. Außerdem fehlt ein optischer Stabilisator – man ist auf die kamerainterne Stabilisierung angewiesen und muss bei langen Brennweiten auf kurze Belichtungszeiten achten. Eine Alternative zum Olympus wäre das Panasonic Lumix G Vario Telezoom 35-100 mm F/4.0-5.6 Es ist noch ein paar Gramm leichter, hat einen Bildstabilisator aber nur 100 mm am langen Ende.

Kurios: Keine Gegenlichtblende

Kurios: Für das 12–32 mm bietet Panasonic keine eigene Gegenlichtblende an. Ich habe von vhbw bei einem bekannten, riesigen Onlinehändler eine Alternative gefunden: „Gegenlichtblende kompatibel mit Panasonic Lumix G Vario 12-32mm f/3.5-5.6 ASPH/MEGA OIS – Weitwinkel-Streulichtblende, Matt-Schwarz, Gummi, Rund“ lautet die Beschreibung. Leider unbrauchbar – bei 12mm gibts schwarze Ecken (siehe Beispielbild). Eine andere Alternative ist ebenfalls von vhbw, Bezeichnung: „LH-37EP II“ zum einschrauben in das Filtergewinde. Hier gibt es keine Vignettierung, allerdings ist das Teil so knapp dimensioniert, daß ich Zweifel habe ob Streulicht effektiv abgehalten wird. Immerhin hatte ich in Ladenburg bei strahlendem Sonnenschein keine Probleme mit Kontrastminderungen oder Geistern im Bild.

Gummiblende von vhbw

Alternative: Super-Zoom?

Zwar könnte ein Superzoom wie das Panasonic 14–140 mm f/3.5–5.6 alles abdecken – aber dann hat man dauerhaft ein großes Objektiv an der Kamera. Die 24 mm entfallen, und wenn man den Telebereich nicht braucht, schleppt man unnötig Gewicht mit. Alternativen wie das Olympus 12–100 mm f/4 PRO (561 g) oder das 12–200 mm f/3.5–6.3 (455 g, gebraucht ab ca. 600 €) sind ebenfalls schwer und teuer. Zum Vergleich: Die beiden kleinen Zooms wiegen zusammen nur 260 g!

Ich habe kein Superzoom fürs MFT-System und kann daher nicht direkt vergleichen – aber für meine Zwecke ist die Kombi aus zwei kleinen Zooms attraktiver.

Fazit – Kleine Kamera, große Freiheit

Die GX80 zeigt, dass gute Reisefotografie nicht viel wiegen muss. Sie ist keine Hightech-Schleuder, aber in ihrem Element, wenn’s darauf ankommt: unterwegs, spontan, unkompliziert. Mit einem durchdachten Objektiv-Duo ist man für praktisch jede Alltagssituation gewappnet – und spart Platz im Rucksack für das, was sonst noch zählt. Wer fotografieren will, ohne sich mit Equipment zu belasten, liegt mit diesem Setup goldrichtig.

Über den Autor Marco Huck

Marco, geboren 1971 im schönen Rheinland-Pfalz, knipste schon als kleiner Knirps alles was vor die Linse geriet – auch wenn sich kein Film in der Kamera fand (Sparmaßnahmen der Haushaltsregierung).

Inzwischen verdient er seine Brötchen in Teilzeit als Auto- und Motorradfahrlehrer und studiert mathematisch-technische Softwareentwicklung an einer Fernuniversität. Das hat (zum Glück) alles nichts mit Fotografie zu tun, denn das ist offensichtlich sein Hobby was längst zur Leidenschaft geworden ist.

Am meisten Freude bereitet ihm der Weg der fortwährenden Verbesserung, der scheinbar endlos ist. Auch wenn dieser Weg manchmal steinig und holprig ist und sich am am Ende des Tages oft eine Menge Ausschuss auf den Speicherkarten ansammelt.