KOS

Ein Gastbeitrag von Marco Huck.

Klein aber oho, so kann man die Insel Kos kurz und prägnant beschreiten. Die griechische Insel liegt in der Ägäis, ca. 5 km von der türkischen Küste entfernt, und hat eine lange und reiche Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Kos war schon in der prähistorischen Zeit bewohnt und immer eine Reise wert.
In der klassischen Antike war Kos berühmt für ihre medizinische Schule, die mit Hippokrates, dem „Vater der Medizin“, in Verbindung steht. Die Insel war ein wichtiges Zentrum des Handels und der Kultur, was sich in zahlreichen archäologischen Überresten widerspiegelt.

Kos war im Laufe der Geschichte unter verschiedenen Herrschern: Sie stand unter persischer, hellenistischer, römischer und byzantinischer Kontrolle. Im Mittelalter wurde sie von den Rittern des Johanniterordens erobert und später, im 16. Jahrhundert, vom Osmanischen Reich annektiert. 1912 übernahmen die Italiener die Kontrolle, bevor Kos 1947 nach dem Zweiten Weltkrieg an Griechenland zurückgegeben wurde.
Unser Plan war, tagesweise verschiedene Teile der Insel zu erkunden, aber auch immer wieder nur im Hotel unseren Jahresurlaub zu geniessen. Und der Plan ging auf 🙂

Die erste Erkundungstour führte uns in den westlichen Teil und zum ersten Stop:

Must-See auf Kos: Die Windmühle von Antimachia

Windmühle von Antimachia

Die über 130 Jahre alte Mühle in Anitmachia ist seit 2014 wieder für touristische Zwecke in Betrieb und mahlt rund 600kg Mehl pro Tag.
Das Gebäck, das daraus gebacken wird, kann man im nebenan gelegenen Kafenion genießen.
Die Mühle kann von innen besichtigt werden und wer sich traut kann versuchen den Turm in den Wind zu drehen. Dazu muss man lediglich mit einem Holzknüppel das riesige ringförmige Getriebe des oberen Teils in Bewegung bringen, während man lautstark vom Müller angefeuert wird. Für Normalsterbliche ist das fast aussichtslos…

Garten des Hippokrates

Garten des Hippokrates

Der Garten des Hippokrates ist eine Nachbildung einer Siedlung aus der Zeit des 5. Jahrhunderts vor Christus. Sehr abgelegen in der Wildnis zwischen dem Elektrizitätswerk der Insel westlich von Mastichari und dem Dorf Antimachia im Inselzentrum hat eine gebildete einheimische Familie ihre Lebensaufgabe gefunden: Vor allem einheimischen Schülern, aber auch Urlaubern zu zeigen, wie eine gut situierte Familie zur Zeit des Hippokrates – also vor etwa 2350 Jahren – lebte.
Die Möbel sind handgefertigte, originalgetreue Nachbildungen einer Küche, Bad und Wohnzimmer.

Basilika Agios Stefanos

Basilika Agios Stefanos

Die Ruinen der frühchristlichen Basilika Agios Stefanos auf der Halbinsel Kefalos beim Ort Kambos waren früher dem heiligen Stephanus gewidmet. Die dreischiffigen ehemaligen Kirchengebäude (Doppelbasilika) mit einer gemeinsamen Taufkapelle aus den Jahren 496 und 554 n. Chr. waren dem heiligen Stephanus gewidmet. Sie wurden 1932 vom italienischen Archäologen Luciano Laurenzi freigelegt. Die heute noch sichtbaren Säulenreste wurden bei den Ausgrabungen wieder aufgerichtet.

Die noch vorhandenen Fußbodenmosaike sind durch eine Schutzschicht überdeckt, die heute zum Teil wieder abgenutzt ist. Direkt neben der Ruine liegt der Badestrand Stefanos Beach – da kann man seine Strandliege zwischen 1500 Jahre alten Säulen ausbreiten.

Das Eiland Kastri liegt nur rund 200m vor der Küste und ist von den Ruinen der Basilika aus gut zu sehen.
Dort befindet sich eine kleine in den Farben Blau und Weiß gehaltene Kapelle (die auch zahlreich auf Kos überall zu finden sind), die dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seeleute, gewidmet ist:

Unterwegs zur Kapelle des Heiligen Johannes auf der Kefalos-Halbinsel

D. Vrachnos Gedächtniskapelle

Ein Zwischenstop auf dem Weg zum Westen ist die D. Vrachnos Gedächtniskapelle – eine kleine, griechisch-orthodoxe Kirche in Kefalos. Wir haben leider nicht herausgefunden, wem diese gewidmet ist. Hinweise über D. Vrachnos nehmen wir gerne entgegen.

Bevor wir zur Kapelle des Heiligen Johannes auf der Kefalos-Halbinsel weiterfahren, machen wir halt an einigen wunderbaren Aussichtspunkten.

Auf den letzten Metern hoch zum Berg auf der die Kapelle Agios Ioannis Thymianos steht muss man etlichen Schlaglächern auf einer Schotterpiste ausweichen. Ein Geländefahrzeug wäre hier die bessere Wahl, aber was will man machen.

Die Kapelle ist dem Heiligen Johannes (Agios Ioannis) geweiht, und der Beiname „Thymianos“ bezieht sich wahrscheinlich auf die Thymianpflanzen, die in der Umgebung reichlich wachsen. Sie befindet sich in einer abgelegenen Umgebung in den Bergen, etwa 10 Kilometer von Kefalos entfernt.
Diese Kapelle ist ein bedeutendes religiöses und kulturelles Ziel für Einheimische, besonders am Festtag des Heiligen Johannes.

Ausflug nach Pyli

Der nächste Ausflug führt nach Pyli, ein Dorf in der Inselmitte mit rund 2400 Einwohnern. Hier gibt es fast keinen Tourismus, viele renovierungsbedürftige Häuser und unter anderem ein traditionell erhaltenes Haus.
Der Ort liegt relativ zentral zwischen der Halbinsel Kefalos im Südwesten und der Hauptstadt Kos ganz im Osten. Die zwischen Kos und Kefalos verlaufende Hauptverbindungsstraße der Insel führt in der Nähe von Pyli vorbei.

In Pyli liegt das Grab des Charmylos, ein Held der Antike, der aus einer adligen Familie stammen soll. Er soll der Sohn des Chairylos, eines legendären Helden und Königs von Kos im Altertum, sein. Charmylos soll der Legende nach mit dem Götterboten Hermes verwandt sein. Auf ihn soll auch die Besiedelung des Ortes Pyli zurückgehen. Das Grab stammt aus dem 4. Jahrhundert vor Christus und ist teilweise noch erhalten. Der unterste Teil des Grabes ist in den Erdboden eingelassen und besitzt ein Tonnengewölbe. Diese Ebene mit zwölf Kammern ist noch gut erkennbar und begehbar. Über dem Grab des Charmylos wurde eine orthodoxe Kapelle errichtet, die teilweise mit Bauteilen anderer Gebäude aus früheren Epochen errichtet wurde.
Die Kapelle wird behütet von einem 95 Jahre alten Mann, der als Kapitän zur See auf allen Weltmeeren unterwegs war. Heute empfängt er freundlich die Besucher und bittet darum eine Kerze am Altar anzuzünden. Er freut sich über eine kleine Spende zum Erhalt des Bauwerks und verschenkt Granatäpfel, die man zuhause einpflanzen soll. Es ist ein sehr mystischer Ort.

Alykes Salzsee bei Tigaki

Wir machen einen Zwischenstop in Zia, was wieder sehr touristisch orientiert ist und nach einem Erfrischungsgetränk geht es zum Alykes Salzsee bei Tigaki. Die Salinen sind schon lange stillgelegt, aber das Gebiet steht unter Naturschutz.
Im Winterhalbjahr beziehen zahlreiche Wasservögel Quartier, darunter auch Flamingos. Wir sind aber, Ende September, zu früh für die Zugvögel-Saison.

Kos-Stadt

Nach einem Tag Ruhepause geht es nach Kos-Stadt. Hier ist wieder sehr viel Tourismus.
Am schönen Hafen kann man direkt übers Meer schauen nach Bodrum in der Türkei, quasi nur ein Steinwurf entfernt.

Kos-Stadt


Die Hafenfestung Kastro Neratzia aus dem 14. Jh konnten wir leider nicht besuchen, diese wird saniert.
Nach einer Verschnaufpause an der Platane des Hippokrates (einer Legende nach hat er hier unterrichtet, aber dafür gibt es keine Belege) machen wir eine (nicht sehr spannende) Stadtrundfahrt mit einer Touri-Bimmelbahn und schlendern noch durch die Altstadt.

Burgruine in Palio Pyli

Ein weiteres Highlight auf Kos ist das verlassene Dorf Palio Pyli mit Burgruine.
Die Ruinen liegen am Nordhang des Inselgebirges und bieten sehr gute Ausblicke auf die Orte Marmari (Kos), Tigaki, den Salzsee Alykes und das Meer. Die Burg datiert ungefähr auf das 11. Jahrhundert und im 15. Jahrhundert zogen die Peleten in die Burg und gründeten unterhalb dieser das Dorf. Es war vom Meer aus nicht zu sehen und daher gut gegen Angriffe von Piraten geschützt.

Wenn man sich frühmorgens auf den Weg macht, ist man meistens alleine in den Gassen zwischen den Ruinen und man kann sich das einstige Leben im Dorf fast bildlich vorstellen, während eine leicht unheimliche Atmosphäre entsteht.

War der steinige Weg zum Dorf schon etwas anstrengend, ist der Aufstieg zur Burgruine schwierig und steil. Festes Schuhwerk ist hier Pflicht und eine ausreichende Kondition erforderlich. Belohnt wird man mit einem sagenhaften Ausblick, während man sich verschwitzt ausruhen kann.

Fotografieren auf Kos: Meine Tipps für Fototechnik-Nerds

Da mein Lieblingsobjektiv, das 70-200mm f/2.8 aus Platz- und Gewichtsgründen nicht in den Flieger passte, warf ich das betagte Nikkor AF 70-210mm f/4 in den Rucksack. Diesem Glas sagt man nach, daß es sehr langsamen Autofokus hätte. Nun, die AF-Geschwindgkeit vom alten Nikon-Stangenantrieb hängt aber auch vom Motor in der Kamera ab und in Kombination mit einer D500 erwachte die alte Optik zu neuem Leben.

So war es mir möglich am Alikes-Salzsee Möven im Flug abzulichten, was nicht einfach war, denn es herrschte stark böiger Wind und es war schwierig die Vögel im Sucher zu halten (Teleobjektive wirken bei Wind wie Segel, selbst die Gegenlichtblende musste ich abschrauben).

Zudem sind 210mm hierfür recht knapp, selbst an APS-C, und Möven sind alles andere als langsam. Trotzdem gelangen einige passable Fotos, für ein Objektiv aus den 1990ern nicht schlecht (alle Aufnahmen bei 210mm, f/4.5, 1/2000s und ISO 100 bis 140):

Ich habe außerdem (zum x-ten Mal wieder) festgestellt, wie zweitrangig Kamera und Objektive sind. Anfangs wollte ich eine Vollformat-Kamera und eine APS-C-Kamera mitschleppen um auch ja jeden Brennweitenbereich am besten doppelt abzudecken, von Ultraweitwinkel bis Tele sollte alles dabei sein, außerdem natürlich Lichtstärke von mindestens f/1.4. Man will auch keinesfalls auf den berüchtigten “Vollformat-Look” mit maximaler Freistellung und stellarem Bokeh verzichten, sonst könnte man ja überhaupt keine ernsthafte Fotografie betreiben. Und wenn die Sensortechnik in der Kamera älter als 2 Jahre ist, dann sollte man aber mal dringlichst über ein “Upgrade” nachdenken.

Das ist alles Kokolores!

Welche Ausrüstung ist für die Reisefotografie wirklich wichtig?

Meine Frau kam vor der Reise um die Ecke und offenbarte mir, daß wir pro Person maximal 8kg Handgepäck mitnehmen dürfen. Panik breitete sich in mir aus, was sollte ich mitnehmen? Nur ein Smartphone? 8 kg sind doch ein Witz!?

Lange Rede, kurzer Sinn, ich packte ein Weitwinkel-Zoom (Tokina AT-X 11-16 mm 2.8 Pro DX II, Baujahr 2012), ein Standardzoom (Sigma 17-50 mm 2.8 EX DC OS HSM, Baujahr 2010), das obige Nikon 70-210 f/4 (Baujahr 1986) und die Nikon D500 (inzwischen auch 8 Jahre alt) in den Rucksack und selbst das war noch zuviel (das Telezoom hatte ich nur für die Möven-Spaßbilder ausgepackt und die lichtstarken Zooms werden eh fast immer abgelendet, außer man will Astrofotografie durchziehen).

Einige Albumbilder sind von meiner Frau gemacht, entweder mit einer D5600 oder einem Google Pixel – ich weiss hinterher manchmal gar nicht, wer welches Bild geschossen hat.

Unterm Strich hätten wir mit einem Suppenzoom a la AF-S DX 18-140mm (oder einer kleinen Systemkamera) wahrscheinlich die exakt gleichen Bilder gemacht.

Viele der Bilder hätten sicher besser sein können, aber dafür hätte man mehr Zeit investieren, auf anderes Wetter warten und oft sehr früh aufstehen oder spät vom Hotel aufbrechen müssen – all das sind Faktoren, die man im Urlaub nicht unbedingt in Kauf nehmen möchte. Teure Technik hätte daran jedenfalls nichts geändert.

Es ist viel wichtiger, daß man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und bei der Komposition darauf achtet, daß nicht zuviele störende Elemente mit im Bild sind (und etliche weitere Faktoren) um es stark verkürzt auf den Punkt zu bringen.