Konzerte und Theaterstücke fotografieren

Fotografieren auf Konzerten

Ich fotografiere schon seit Jahren auf Veranstaltungen die Künstler auf Bühnen. Es ist jedoch schwieriger als man annimmt, die Atmosphäre der Bühne in ein korrekt belichtetes Bild zu transportieren.

Ein Konzert fotografieren – Vorbereitung ist alles

Auf Veranstaltungen, wo auf der Bühne viel passiert, sollte man sein Equipment kennen! Also besser keine oder nur kontrollierbare Experimente wagen, sonst ist ggf. der Kunde oder Empfänger der Bilder enttäuscht, weil man den entscheidenden Moment verpasst hat.

  • Volle Kamera-Akkus sind Pflicht, ein Batteriegriff kann ggf. zusätzliche Power bereitstellen.
  • Mehrere Speicherkarten sind ebenfalls Pflicht – mir ist kürzlich bei der Eröffnung einer Vernissage zum ersten Mal sein vielen Jahren eine Speicherkarte kaputt gegangen – auch alle Rettungstools hatten anschließend versagt (und es war ein teures Markenprodukt, das ich schon einige Jahre im Einsatz hatte).
  • Wenn man weiß, von wo man fotografieren wird, kann man die Auswahl der Objektive schon auf das Notwendigste einschränken. Man sollte später nicht mit Objektivwechsel beschäftigt sein müssen.
  • Fokussiert sein. Man sollte den eigenen Anspruch und ggf. den des Auftraggebers oder Kunden klären. Wenn man zum Fotografieren dort ist, ist das der Job und nicht nur der Genuss eines Konzertes. Beides ist meistens schwer möglich, dann leidet entweder der Genuss oder die Bildqualität.

Lichtsituation in Konzerträumen und -Sälen

Kindertheatergruppe „Tolia“ des Georgischen Kulturzentrum INKO e.V. Nürnberg beim Internationalen Kulturfestival „Der Nabel der Welt“ im Südpunkt Nürnberg. Klassisches Bühnen-Setup mit dunklem Vorhang und Mischlicht aus Scheinwerfern und LED.

Fotografiert mit Nikon Df und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8G SE bei ISO1600, 1/250s, f/2.8

Die Räumlichkeiten sind häufig ähnlich gestaltet. Es gibt eine Bühne, die mit klassischen Scheinwerfern und ggf. LED-Spots beleuchtet wird. Zusätzlich kann bei Mehrzweckräumen ggf. noch Tageslicht durch großflächige Fensterflächen oder Oberlichter einfallen. Die Decken sind häufig sehr hoch, ggf auch dunkel und strukturiert oder mit Scheinwerferarretierungen versehen.

Man sollte vorher klären, ob man überhaupt einen Blitz einsetzen darf. Bei vielen Veranstaltungen ist das nicht möglich um die Künstler auf der Bühne nicht zu beeinträchtigen. Direktes Blitzen verändert Lichtstimmung und Schattenwürfe, davon sehe ich in der Regel ab. Indirektes Blitzen über die Decke bringt meistens aufgrund der Struktur / Farbe der Decke nicht den gewünschten Effekt.

Die Scheinwerfer der Bühne beleuchten die Motive in der Regel so gut, dass man ohne Blitz gute Ergebnisse erzielen kann – solange alles was fotografiert werden soll, durch die Scheinwerfer ausgeleuchtet ist.

Die Bühnen können ggf. schwarze oder komplett weiße Hintergründe haben – beides hat starke Auswirkungen auf das Scheinwerferlicht, das reflektiert wird.

Zusammengefasst: Meistens hat man ein Mischlicht, bei Abendveranstaltungen in der Regel starke Scheinwerfer und- oder LEDs. Blitzen kann man meistens ausschließen.

Die Fotoausrüstung zusammenstellen

Kameraauswahl

Wenn man ein Theaterstück oder Konzert fotografieren möchte, ist eine Kamera, die auch bei größeren Werten der Lichtempfindlichkeit (ISO) gute Ergebnisse produziert das wichtigste. Des weiteren sollte man eine Kamera verwenden, bei der man möglichst viele Einstellungen manuell vornehmen kann – also auf jeden Fall Verschlusszeit, Blende, Lichtempfindlickeit, aber auch Belichtungsmessung oder Weißabgleich. Vollformatkameras können das alles besonders gut, ich verlasse mich seit Jahren auf meine Nikon Df.

Objektivauswahl

Die Brennweite ist natürlich vom Abstand zur Bühne abhängig und welche Ausschnitte man fotografieren möchte. Wichtig ist auch, ob man sich frei bewegen kann oder von einem festen Standpunkt aus fotografieren muss.

Ob Festbrennweite oder Zoom ist auch Geschmackssache – kann aber von einem entscheidenen Faktor beeinflusst werden: Lichtstärke und die Bildqualität bei Offenblende. Es empfiehlt sich auf jeden Fall ein Objektiv, das lichstark ist (mindestens f/2.8) und auch bei diesem Wert schon gute Ergebnisse liefern kann. Professionelle Zoomobjektive, wie das Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 G ED können das. Wer hier mit geringerem Budget unterwegs ist, kann auf günstige Festbrennweiten zurückgreifen. Bei geringem Abstand zur Bühne kann ein Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G abgeblendet auf f/2.8 schon ideal sein. Bei größeren Abständen habe ich mit einem Tokina AT-X Pro D 100mm f/2.8 Macro bei Offenblende oder auch Nikon AF-S Nikkor 85mm f/1.8 G abgeblendet auf f/2.8 super Erfahrungen gemacht. Bei geringem Abstand zur Bühne setze ich immer auf mein Nikon AF-S Nikkor 35mm f/1.8 G ED bei f/2.8. Bei großen Abständen zur Bühne kann ein lichtstarkes 200mm eine kompaktere Alternative zum schweren Telezoom sein.

Zubehör

Wie oben schon beschrieben, sollte man außer Kamera und Objektiv noch mehrere zuverlässige Speicherkarten im Gepäck haben. Der Blitz kann zu Hause bleiben oder kann genutzt werden, wenn im Anschluss an die Veranstaltungen noch Portraits mit den Künstlern gemacht werden. Ein Stativ ist bei sehr großen Abständen zur Bühne eine große Hilfe.

Einstellungen an der Kamera

Der Lichttechniker wird bei diesen Veranstaltungen zwar die Lichtstimmung anpassene, das Licht grundsätzlich ist bei Theater- oder Konzertveranstaltungen meistens recht konstant. Man kann sich und damit die Kamera ganz gut darauf einstellen. Das macht man am besten bevor es losgeht bzw. man startet mit einem Grundsetup, das man dann variieren kann. Ich arbeite hier meistens mit folgenden Einstellungen:

  • Die Kamera wird im Modus M betrieben. D.h. fast alle Automatiken sind ausgeschaltet. Das ist wichtig, weil man so einzelne Parameter besser anpassen kann.
  • Bei der Belichtungszeit starte ich meistens zwischen 1/125 und 1/250s, je nachdem wie viel Action auf der Bühne ist. Längere Verschlusszeiten sind eigentlich tabu, wenn man Bewegungen einfrieren möchte.
  • Die Blende setze ich in der Regel auf f/2.8, da liefern alle oben beschriebenen Objektive ordentliche Ergebnisse.
  • Die Lichtempfindlichkeit stelle ich zum Start in der Regel auf ISO1600. Bei der Nikon Df mit dem Sensor der Nikon D4 hat man hier überhaupt keine größeren Probleme mit Bildrauschen, zur Not weiche ich noch auf ISO3200 aus.
  • Für die Belichtungsmessung wähle ich meistens Spotmessung kombiniert mit dem Autofokuspunkt.
  • Den Weißabgleich lasse ich automatisch, das liefert bei einer Nikon Df fast immer gute Ergebnisse, kann aber bei Kameras anderer Hersteller anders ein. Da sich die Lichtsituation wie oben beschrieben, ändern kann, ggf. LEDs mal hinzukommen, ist es sinnvoller mit dem automatischen Weißabgleich zu fotografieren.
  • Ich verwende meistens Continous Autofokus, den ich auf den Back-Button gelegt habe.
  • Ich mache meistens einige Aufnahmen in Folge, hier kommt es nicht unbedingt auf eine Hochgeschwindigkeits-Serienbildfunktion an, das geht auch mit 3 oder 5 Bildern pro Sekunde. So kann man vermeiden, dass man beispielsweise geschlossene Augen auf den Bildern hat.
  • Wenn die Bilder sofort verfügbar sein müssen, empfehle ich in RAW + JPEG zu fotografieren. Dann kann man die JPEGs gleich zur Verfügung stellen und hat dennoch die Möglichkeit später Bilder nachbearbeiten zu können. Ansonsten fotografiere ich grundsätzlich in RAW.

Mit diesem Setup kann man sehr gut variieren. Ich arbeite dabei meistens nur mit 2 Faktoren, die ich verändere. Wenn es möglich ist, senke ich die ISO-Zahl um weniger Rauschen zu bekommen. Manchmal muss man auch die Verschlusszeit verkürzen, da braucht man dann entsprechend höhere Lichtempfindlichkeit. Wichtig: Lieber etwas unterbelichen. Die Scheinwerfer erzeugen häufig sehr hohe kontraste und es ist einfacher in der Nachbearbeitung Dinge aus dem Dunklen mit Inkaufnahme von Rauschen wieder herzuholen als ausgefressene Spitzenlichter zu haben – diese Bildinformationen sind immer verloren.

Wenn man diese grundsätzlichen Dinge beherrscht, kann man sich beim Konzert fotografieren ans Kreative wagen. Unterschiedliche Bildauschnitte, auch mal ein extremes Weitwinkel verwenden. Oder Bewegungen einfrieren – da ist ein Stativ sinnvoll. Manchmal ist auch die Publikumssituation spannend, man kann hier mit Gegenlicht der Bühne schöne Siluetten erzeugen.

Nikon D700 bei ISO5000 mit Tokina AT-X Pro M 100mm bei f/4 und 1/250s
Nikon Df bei ISO5000 mit Nikon AF Nikkor 70-210mm f/4 bei f/4 mit 1/250s
Nikon Df bei ISO5000 mit Nikon AF-S Nikkor 85mm f/1.8 G bei f/2.8 und 1/250s
Nikon Df bei ISO640 mit Nikon AF-S Nikkor 35mm f/1.8 G ED bei f/4 und 1/125s

Nachbearbeitung

Wenn die Zeit und die Möglichkeit besteht, sollte man die Bilder anschließend nochmal nachbearbeiten. Meistens kann man so auch grundsätzliche Fehler erkennen, die man beim nächsten mal direkt bei der Aufnahme vermeiden kann.

Ansonsten korrigiere ich geringfügig Zuschnitte, schärfe etwas nach, korrigiere hier und da noch die Belichtung und reduziere geringfügig das Bildrauschen. Das sind aber alles Korrekturen, die Nice-to-have sind. Wenn das Original schon nichts geworden ist, kann man meistens auch in der Nachbearbeitung nicht viel retten.

Fazit

Wer gute Konzertfotos machen möchte, muss die Automatiken der Kamera verlassen und seinen Blitz zu Hause lassen. Wenn man dann ein Grundsetup gefunden hat, kann man dies so variieren, dass man kontrolliert gute Ergebnisse erzielen kann. Mit jedem Konzert wird man dabei routinierter und besser – und dann kann man sich auf Perspektiven und Effekte konzentrieren.

Für weitere Tipps empfehle ich auch meinen Artikel Konzertfotografie mit der Nikon Df.