Nikon Zfc Langzeit-Erfahrungen

Nikon Zfc Langzeiterfahrungen

Seit knapp zwei Jahren hat eine Nikon Zfc mich auf vielen Reisen, Veranstaltungen und Fotoshootings begleitet. Ich habe sie auf den meisten Reisen in diesem Zeitraum als einzige Kamera dabei gehabt, weil sie so angenehm kompakt ist und dennoch eine gute Bildqualität liefert. In dieser Zeit habe ich die Vor- und auch die Nachteile dieses Kamerasystems kennengelernt und möchte meine Erfahrungen gern teilen.

Die meisten Testberichte und Reviews gehen auf Spezifikationen einer Kamera ein und was sie im Alltag zu leisten im Stande ist. In der Regel nutzen die Reviewer die Kamera dafür ein paar Tage und bestenfalls ein paar Wochen. Was eine Kamera wirklich kann, erfährt man meistens erst, wenn man sie ernsthaft einen längeren Zeitraum nutzt.

Warum eine Nikon Zfc?

Ich fotografiere seit 2007 ausschließlich mit Nikon Kameras, vorwiegend Spiegelreflex. Ich nutze sehr gern auch noch die kleine Nikon Coolpix A mit APS-C-Sensor – eine Kamera, die sensationelle Bildqualität in einem winzigen Gehäuse liefert und die kein Mensch kennt. Dazu empfehle ich meinen separaten Artikel.

Ich selbst habe mich jahrelang über die verschlafenen Innovationen von Nikon beschwert, dann wurde das Z-System vorgestellt. Die ersten Jahre waren die Kameras für mich noch keine sinnvolle Alternative. Mit der Nikon Zfc hat man einen anderen Knopf bei mir gedrückt.

Als jahrelanger Heavy-User einer Nikon Df sowie einer analogen Nikon FM2 hat die Zfc bei mir sofort Sympathiepunkte gesammelt, allein aufgrund des Designs. Ob sich das im Alltag auch so bewährt, kommt noch. Ich wollte gern mal Erfahrungen im Z-System sammeln, insbesondere interessierte mich auch die Kompatibilität zu Nikon F-Objektiven.

Nikon Zfc mit Nikon Z Nikkor 28mm f/2.8 und Smallrig Handgriff

Bei Gebrauchtpreisen im Jahr 2023 von ca. 700€ für den Kamera-Body habe ich deshalb mal eine gekauft inklusive Smallrig Handgriff. Dazu noch einen gebrauchten FTZ-Adapter und ein gebrauchtes 28mm f/2.8 für Nikon Z.

Am Ende war neben der Ausstattung vor allem die Größe für mich ein wirklich entscheidender Faktor beim Kauf. Wenn es um den Spaziergang am Wochenende geht oder wenn’s in der Familie rund geht, ist die Vollformatkamera oft zu groß, zu schwer, und die Objekte sind es auch. Hier kommt es nicht auf das letzte Prozent Perfektion an, die Bildqualität ist häufig nicht das ausschlaggebende Kriterium.

Für welche Zwecke habe ich die Nikon Zfc in den letzten 2 Jahren eingesetzt?

Jedes Werkzeug hat seinen Zweck. Je nach Einsatz habe ich die Zfc mit passenden Objektiven kombiniert. Mal mit und mal ohne FTZ-Adapter.

Famile, Reisen, Wanderungen

Los ging es mit Wanderungen, Familienausflügen und kurzen Reisen. Alles Aufnahmesituationen, bei denen man nicht ganz so recht weiß, was wirklich kommt, aber es kommt am Ende auch nicht auf Höchstleistung und Geschwindigkeit an. Als Objektive habe ich hier meistens das oben abgebildete Nikon Z Nikkor 28mm f/2.8 eingesetzt oder – wie im Bild hier dargestellt – das Zeiss Planar 1.4/50 ZF.2 am FTZ Adapter.

Nikon Zfc mit FTZ-Adapter. Daran montiert ein Carl Zeiss Planar 1.4/50 ZF.2

Andere F-Objektive habe ich seltener verwendet, weil die Kombination mit dem FTZ-Adapter am Ende doch ein sehr klobiges Gesamtpaket ergibt.

Reise- und Streetphotography

Weil ich gern lichtstarke Objektive mag und das Retro-Feeling der ZFC erst mit manuell fokussierenden Objektiven so richtig aufkommt, hab ich noch ein günstiges 7artisans 35mm 1.2 gekauft und ebenfalls für Reise- und auch Streetphotography verwendet. Dazu habe ich ebenfalls einen eigenen Artikel geschrieben. Das hat ziemlich gut funktioniert!

Nikon Zfc mit 7artisans 35mm f/1.2 II

Veranstaltungen

Ich fotografiere ehrenamtlich auch Veranstaltungen. Dafür kommt eigentlich ausschließlich meine Nikon D780, meistens mit dem Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 G ED oder mit dem Tamron SP AF 70-200 f/2.8 Di LD zum Einsatz. Denn bei Veranstaltungen kommt es auf treffsicheren Autofokus und hohe Geschwindigkeit an, meistens erfordern die Lichtverhältnisse auch eine gute ISO-Performance der Kamera. Doch es kam wie es musste, ich hatte einmal tatsächlich vergessen die Akkus meiner D780 zu laden. Also musste die Zfc ran. Adaptiert habe ich das 24-70 am FTZ-Adapter. Ergonomisch war das zwar nicht besonders angenehm aber die Ergebnisse können sich sehen lassen. Diese Erfahrung hat dazu geführt, dass ich später auf weiteren Veranstaltungen meistens beide Kameras – also die Zfc mit dem 24-70 am FTZ-Adapter und meine D780 mit einem 70-200 dabei hatte. Und ich konnte in Lightroom nicht auf den ersten Blick erkennen, was mit welcher Kamera fotografiert wurde. Hier ist die Zfc eine typische Nikon – auf die Bildqualität kann man sich absolut verlassen!

Nikon Zfc mit FTZ-Adapter, daran ein Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 G ED. Daneben Nikon D780 mit Tamron AF SP 70-200mm f/2.8 Di LD Macro.

Portraits

Für Portraits habe ich mein Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G am FTZ-Adapter an der Zfc verwendet. Da sich bei Portraits das Motiv nicht besonders stark bewegt, half mir der Augen-Autofokus sehr stark und war auch schnell genug. Ich finde auch, dass die Performance mit den diversen Firmware-Updates etwas besser geworden ist. Auch die Verwendung meiner diversen Blitzgeräte und Funkauslöser hat an der Zfc genauso tadellos funktioniert, wie an der D780.

Nikon Zfc mit FTZ-Adapter. Daran montiert ein Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G

Reise mit Schwerpunkt Foto und Video

Und schließlich habe ich mich entschieden für eine längere Kaukasus-Reise die D780 zu Hause zu lassen und stattdessen ausschließlich die Zfc mit genau einem Objektiv mitzunehmen: Ich habe mich für Nikons Power-Zoom entschieden, das Nikon Z Nikkor 12-28mm f/3.5-5.6 PZ VR. Dazu habe ich noch ein Rode VideoMicro gekauft, das ich an der Zfc verwendet habe um auf dieser Reise neben Fotos auch Videoaufnahmen mit der Zfc zu machen. Das 12-28 ist eines der wenigen kompakten bildstabilisierten Objektive für die Zfc.

Nikon Zfc mit Nikon Z Nikkor DX 12-28mm f/3.5-5.6 PZ VR

Was gefällt mir nach so langer Zeit an der Nikon Zfc besonders gut?

Gehäuse

Besonders mit kleinen Objektiven wie dem 7artisans 35mm oder dem Nikon 28mm ist diese Kamera so kompakt, dass ich nicht mal eine Kameratasche mitnehme. Meistens kann ich sie in irgendeiner anderen Tasche oder im Winter auch unter der Jacke unterbringen. Die Kamera ist dabei so kompakt, dass sie auch in Aufnahmesituationen mit vielen Menschen – wie bei Street Photography – nicht besonders auffällt.

Der Kamera-Body sieht extrem schick aus, so dass man die Kamera bspw. wenn man in der Stadt unterwegs ist, auch als Accessoire tragen kann – ja es gibt Leute, für die das wichtig ist. Ich mag auch, dass die Kamera ein Klapp-Schwenk-Display hat, so dass man bspw. bei Videoaufnahmen von einem selbst das Bild kontrollieren kann. Im Alltag lasse ich das Display zugeklappt und nutze den Sucher. Das schont das Display, den Akku und die Kamera sieht noch mehr wie eine Analog-Kamera aus.

Die Platzierung der meisten Bedienelemente ist sinnvoll. Das Belichtungskorrekturrad sitzt an der richtigen Stelle, ich verstelle es sehr selten versehentlich. Das war bei der Nikon Df auf dem ISO-Wahlrad und deutlich schlechter erreichbar.

Bildqualität

Und der größte Pluspunkt: die Bildqualität. Selbst wenn ich unterwegs von den Bildern bzw. dem was ich auf dem Display oder im Sucher gesehen habe, nicht 100% überzeugt war, beim genauen Blick auf die RAW-Dateien bin ich es. Die Bildqualität ist auf dem selben hohen Niveau wie bei allen Nikon Kameras, die ich in den letzten 15 Jahren in den Händen hatte.

Die RAW-Dateien haben hohen Dynamik-Umfang, so dass man das eine oder andere nicht ganz korrekt belichtete Bild noch problemlos retten kann. Das Rauschverhalten des APS-C Sensors ist extrem gut. Dank moderner Entrausch-Tools kann ich in der Nachbearbeitung noch einiges retten, was vermeintlich zu verrauscht ist. Ich fotografiere bis ca. ISO6400 auf der Zfc, die D780 schafft hier eine Blendenstufe mehr bei vergleichbarer Qualität.

Software

Die Geschwindigkeit der Kamera ist ebenfalls auf hohem Niveau. Sie ist direkt nach dem Einschalten einsatzbereit, so dass ich sie tatsächlich ausgeschaltet lassen kann, wenn ich damit durch die Straßen laufe. Die Serienbildgeschwindigkeit ist für mich völlig ausreichend, gleiches gilt für den Autofokus. Denn ich setze sie nicht für Sport oder ähnliches ein.

Und noch etwas möchte ich betonen: Danke liebes Nikon Team für permanente Updates der Firmware und der Handy-Software. Man spürt wirklich deutlich die Verbesserungen. Die Fernsteuerung der Kamera übers Handy funktioniert erstaunlich gut und ich setze das auch hin und wieder besonders für Videoproduktionen ein.

Was stört mich an der Nikon Zfc nach so langer Zeit am meisten?

Qualität des Gehäuses, Materialien, Haptik

Um es kurz zu sagen: im Vergleich zur D780 fühlt sich die Zfc wie ein Spielzeug an. Die Haptik der verwendeten Komponenten passt zum Preis aber nicht zu meinem Anspruch. Das Gehäuse hat sehr viel Kunststoff und fühlt sich nicht hochwertig an. Ohne den zusätzlichen Smallrig-Griff ist die Kamera unbenutzbar – aber das wusste ich vorher und damit kann ich leben.

Im Vergleich zur D780 muss ich den Sensor deutlich öfter reinigen – etwas das mich auch bei der Df unendlich genervt hat. Die D700 und die D780 sammeln trotz der widrigsten Umstände weniger Staub ein, ich nehme an, dass die Gehäuse und die von mir dafür verwendeten Objektive besser abgedichtet sind.

Die Qualität der Displays ist auf den ersten Blick gut, doch egal ob Sucher oder Display – oft denke ich, dass die Bilder nicht so dolle geworden sind. Die RAWs sehen dann doch sensationell aus – aber das spricht nicht für die verbauten Displays. Aber irgendwo muss der günstige Preis herkommen.

Das Bedienkonzept

Das ganze Retro-Konzept ist wie bei der Df nicht zuende gedacht und macht nur mit Objektiven mit Blendenring wirklich Spaß. Dann nutze ich meistens auch das Rad für die Verschlusszeit und stelle die Blende am Objektiv ein. Das entschleunigt. Mit den modernen Z-Objektiven oder adaptierten F-Objektiven geht das nicht, die haben ja keinen Blendenring.

Das ISO-Rad nutze ich gar nicht. Ich fotografiere oft auf AUTO-ISO und konfiguriere das über das Menü. Wenn auf dem Rad neben den ISO-Werten auch AUTO auswählbar wäre, könnte ich mir das eher schon vorstellen.

Ich fotografiere gerne mit Offenblende und bei People viel schwarz-weiß. Dazu verwende ich auf der D780 und auch auf der Coolpix A gern voreingestellte Profile, mit denen ich das Foto mit einem Schwarz-weiß PictureStyle im Look eines Kodak T-Max 400 direkt als JPG zusätzlich zum RAW mit Farbinformation auf die Speicherkarte schreibe.

Wie das geht, beschreibe ich in meinem Artikel Nikon Picture Controls – Digital mit Film-Look Fotografieren

Durch umschalten der Kamera-Modi U1 und M oder A kann ich so zwischen Farb- oder Schwarz-weiß wechseln. Das alles geht mit der Zfc leider nicht, die hat keine Benutzerprofile.

Das stört beim Filmen

Beim Filmen sind mir weitere Dinge eher negativ aufgefallen. Der fehlende Bildstabilisator im Sensor macht sich hier bemerkbar, ich musste mir ein VR-Objektiv kaufen um das einigermaßen zu kompensieren. Der Mikrofoneingang und das Schwenkdisplay kommen sich permanent in die Quere und einen Kopfhörereingang gibt es auch nicht.

Und zu guter Letzt: Der Akku. Ich habe zwei Akkus für die Zfc und besonders beim Filmen immer Angst, dass mir der Saft ausgeht. Das ist bei vielen Spiegellosen Kameras der Fall und für mich ungewohnt. Für meine D780 habe ich bis heute nur einen Akku, der hält deutlich länger auch beim Filmen.

Ist irgendwas kaputt gegangen?

Nein. Die Kamera funktioniert dank Firmware-Updates besser als am ersten Tag. Allerdings sammeln die mechanischen Verstellräder doch ganz schon Fett und Schmutz ein und sind schwer zu reinigen.

Fazit: Würde ich die Kamera empfehlen?

Nach knapp zwei Jahren, wo ich diesen Erfahrungsbericht schreibe, fällt mir zur Nikon Zfc nur ein Wort ein: Hassliebe. Ich bin mehr als glücklich über die Ergebnisse, die die Kamera abgeliefert hat. Tolle Fotos, großartige Videos – eine Nikon eben. Eigentlich ist es ja das, worauf es ankommt.

Ich mag wie die Kamera aussieht und ich fotografiere ausgesprochen gern mit manuell fokussierenden Objektiven an der Kamera.

Aber ganz ehrlich, das Bedienkonzept hat große Schwächen, genauso wie bei der Nikon Df. Bei der Nikon Zf wiederholt sich das zum dritten Mal – wenigstens ist man da konsequent.

Die meisten meiner Kritikpunkte macht die Nikon Zf – also die fast gleiche Kamera aber mit Vollformatsensor – deutlich besser. Für diejenigen, für die der Preis nicht das einzige ausschlaggebende Kriterium ist, wäre die Zf einen Blick wert. Ich spiele auch mit dem Gedanken die mal auszuprobieren – auch wenn eine Z6 III für meine Bedürfnisse eine geeignete Kamera wäre um Zfc und D780 gleichzeitig abzulösen.

Wer weniger ein schickes Accessoire sucht als eine zuverlässige kleine und günstige Systemkamera mit guter Ergonomie, sollte zur Z50 greifen. Die bietet ein deutlich moderneres Gehäuse, das auch mit größeren Objektiven angenehm zu benutzen ist.

Mein Fazit ist also: Ich bin hin- und hergerissen aber nicht vollständig überzeugt. Zur Fairness gehört auch zu sagen, dass für die aktuell aufgerufenen Gebrauchtpreise das gebotene Gesamtpaket absolut in Ordnung ist.