Ich bin Jahrgang 1981 und mit vielem was elektronisch und digital ist, aufgewachsen. Fotografieren in meiner Jugend und Kindheit war stets analog. Mein Großvater hat viel fotografiert, mit ihm habe ich gemeinsam in der Dunkelkammer meine ersten Filme entwickelt. Spannend aber auch sehr aufwändig. Als ich dann in meiner Jugend selbst fotografierte, war das zunächst Farbfilm, der in der Drogerie zum Entwickeln abgegeben wurde und eine Woche später hatte man das Ergebnis. Und dann kam Digital – man hat sein Ergebnis sofort. Damit war Film für mich Geschichte. Für immer. Wirklich? Das ist mein Bericht einer Reise von Analog zu Digital und wieder zurück.
Von analog zu digital. Meine Digitalkameras haben mich 20 Jahre begleitet.
Und die tun es heute auch noch. Ich fotografiere also seit 20 Jahren digital – nur digital. Meine erste Digitalkamera kaufte ich vom Bundeswehr-Entlassungsgeld. Das war 2002 – ich habe mir eine Canon Powershot G2 mit sagenhaften 4 Megapixeln für noch sagenhaftere 1.000€ gekauft.
Sie funktioniert tatsächlich heute noch. Ich habe seitdem nie wieder auf Film fotografiert. Mit einer Ausnahme: Ein Freund drückte mir 2011 eine Nikon FM2 samt einem 24mm f/2.8 AI-s in die Hand. Habe eine Rolle Ilford HP5 Plus 400 verknipst und dann gings zurück zum Digitalen.
Aber es blieb ein gutes Gefühl. Ich denke heute noch gern an das Fotografieren mit der FM2, an das kühle Metall und die Geräusche und Haptik beim Verstellen der Rädchen.
Nach der Canon G2 hatte ich für ein paar Monate und 2 größere Reisen eine Panasonic LUMIX DMC-FZ30. Eine Bridgekamera – die eierlegende Wollmilchsau unter den Kameras. 8 Megapixel und 35 – 240mm Zoom. Eigentlich die ideale Reisekamera aber die Bildqualität außerhalb des Basis-Iso-Wertes war einfach grauenhaft.
Und dann meine erste Nikon. Die Nikon D50 hat mich viele Jahre begleitet, dann bin ich aufs Vollformat umgestiegen. Die D50 war eigentlich die erste Kamera, mit der man wirklich toll fotografieren konnte. Überschaubarer Funktionsumfang, extrem robust, kompatibel zu vielen Objektiven und sehr kompakt. Eine D50 mit besserem Rauschverhalten hätte ich vermutlich noch länger behalten. Aber das war das einzige Problem, sobald das Licht ausging, fing das Rauschen an.
Bessere Bildqualität gibts nur beim Vollformat. Also Nikon D700 – ein Traum und auch heute noch eine sensationelle Kamera. Richtig robust auch bei Staub und Wasser, guter Autofokus, tolles Rauschverhalten bis ISO6400.
Die Nikon D700 war fast perfekt, eine Kleinigkeit aber fehlte. Fotografie sollte auch ein haptisches Erlebnis haben. Das Erlebnis mit der FM2 hat mir etwas klar gemacht:
Ich mag mechanische Schalter, ich fotografiere ja keinen Sport und kann mir etwas Zeit nehmen. Dieses Bedienkonzept ist nicht modern, aber es entschleunigt meine Art zu fotografieren und meine Fotos werden besser dadurch. Ich liebte die Schalter an einem Erbstück, einer Praktika MTL-5B meines Großvaters, von der ich mich vor ein paar Jahren getrennt habe. Aber zurück zum Film? Keine Option. Also ein Kompromiss: Ich stieg von der Nikon D700 auf eine Nikon Df um. Meine Df. Wenige lieben sie, die meisten können mit dieser Kamera nichts anfangen oder hassen sie sogar. Ich liebe diese Kamera. Keine Kamera begleitet mich länger als sie. Sie funktioniert bis heute stets tadellos und begleitet mich auf Reisen, Events und hilft auch den einen oder anderen Auftrag zu erledigen. Mehr zu meinen Langzeiterfahrungen mit der Df gibt’s in einem eigenen Artikel.
Und jetzt hat Nikon mit der Z fc eine Kamera vorgestellt, auf die ich lange gewartet habe. Vielleicht eine gute Zweitkamera für Reisen.
Von digital zu analog. Eine defekte Kamera ändert alles.
Viele analoge Kameras sind in den Jahren durch meine Hände gegangen. Meistens, weil ich Konvolute aus Kameras und Objektiven gekauft und sie einzeln wieder verkauft hatte. Und genau so sollte es jetzt wieder laufen. Ich habe ein 28-70mm f/3.5-4.5 kaufen wollen, und es kam eine Tasche, ein Nikon SB-28 Blitzgerät und eine teildefekte Nikon F-401x dazu. Die Tasche behielt ich, alles andere verkaufte ich – bis auf die F-401x. Die wollte niemand haben.
Denn sie hatte eine für diese Kamera typische Macke: die Hacken, welche die Rückwand schließen, sind abgebrochen – sowohl an der Rückwand, als auch am Kameragehäuse. Ersatzteile kann man sicher organisieren aber das lohnt sich wirtschaftlich nicht. Tja, kann man als Fotograf, als Fotoenthusiast einfach eine sonst noch funktionierende Kamera wegwerfen? Ich habs nicht übers Herz gebracht und ließ sie erstmal eine Weile in der Schrankwand stehen. Und dann dachte ich, warum eigentlich nicht.
Ein abgelaufener KODAK Ektar 100 und etwas Gummi und Klebeband um die Rückwand zu verschließen und los ging es.
Und es hat richtig Spaß gemacht, es gab tolle Resultate – und das alles obwohl diese Kamera eigentlich nichts kann. Und genau das macht den Reiz aus.
Nikon F-401x – die puristische Einsteigerkamera der 90er
Die Nikon F-401x erschien Anfang der 1990er und kann eigentlich nicht besonders viel:
- Zunächst hält man eine doch erstaunlich schwere Kamera mit einem großartigen Griff in der Hand, der den Nikon-Schriftzug trägt. Denn dort, wo der sonst sitzt, hat diese Kamera ein Blitzgerät.
- Die Kameras nutzt klassische AA Batterien oder Akkus. Großartig, die bekommt man wirklich überall.
- Es gibt einen Auslöser, der auch den Autofokus steuert. Der Autofokus kann auch nachführen, das war damals wohl ein ziemliches Highlight.
- Ein kleines Fensterchen zeigt den eingelegten Film an, Lichtempfindlichkeit wird vom Film per DX-Code ausgelesen und kann nicht manuell verstellt werden – leider. Man muss also mit dem DX-Code tricksen, wenn man Filme pushen möchte.
- Die F-401x hat ein Nikon F-Bajonett und funktioniert hervorragend mit Nikons AF- und AF-D Objektiven. Da ich zur Zeit nur ein gutes besitze, fotografiere ich mit dem Nikon AF-D Nikkor 24mm f/2.8. Autofokus-Geschwindigkeit ist okay.
- Man kann an der Gehäuseoberseite die Belichtungszeit sowie die Blende einstellen. Wählt man hier die Automatikstellung, kann man entweder Blende, oder Verschlusszeit oder beides durch die Kamera wählen lassen.
- Ein Display gibt es nicht. D.h. wenn man die oben genannte Automatikfunktion nutzt, hat man keine Ahnung, welche Parameter die Kamera nutzt und ob beispielsweise ein Stativ sinnvoll wäre. Ich setze beide Parameter immer manuell und weiß so, was ich und was die Kamera tut.
- Es gibt ein integriertes Blitzgerät, das den 28mm Bereich ausleuchtet.
- Man kann noch einen Selbstauslöser setzen, das nutze ich eigentlich nicht.
- Und zum Schluss gibt’s noch einen Filmrücktransport-Schalter. Das wars
Man sollte mal die Funktionen einer modernen Kamera auflisten. Da Reicht eine DIN A4-Seite nicht aus. Vermutlich haben die meisten Handys in ihren Foto-Apps mehr Funktionen, von einer digitalen Systemkamera ganz zu schweigen. Und genau hier liegt der Reiz. Mit dieser Kamera in Kombination mit einer Festbrennweite hat man nicht besonders viele Parameter, die man bei einem Foto beeinflussen kann – eigentlich nur Blende und Verschlusszeit.
Und genau das macht auch den Reiz einiger Kameras aus. Sie sind wie ein puristischer Sportwagen aufs absolut Wesentliche reduziert. Mit dem Unterschied, dass meine F-401x weniger wert ist, als ein Kasten Bier.
Bis jetzt traue ich mich noch nicht, ausschließlich diese analoge Kamera mitzunehmen, meistens ergänzt sie meine Df in der Fototasche. Aber ich nehme sie merkwürderweise heraus, um besondere Fotos zu machen. Für die ich mir mehr Zeit nehme. Und ich mache ein Foto. Mit der Nikon Df würde ich vermutlich mehrere machen und dann das perfekte auswählen. Und genau das geht hier nicht. Die Fotos haben etwas „echtes“. Ich bearbeite nichts nach, jedes Bild ist, wie es ist.
Und jetzt? Zurück zum Film?
Sicher nicht ausschließlich. Ich kenne ein paar Fotografen, die wieder ausschließlich analog fotografieren. Das plane ich jedoch nicht. Auch für kritische Shootings gibt mir eine Digitalkamera mehr Sicherheit, dass das gewünschte Ergebnis wirklich im Kasten ist. Aber für Reisen, für Street und People-Fotografie in meiner Freizeit, werde ich diese Kamera jetzt mal einsetzen und ihr ein zweites Leben schenken. Denn wer kann eine eigentlich funktionierende Kamera schon wegwerfen?