Zehn Tipps für bessere Landschaftsfotos und eine klare Botschaft: Wiederkommen lohnt sich! Landschaften und Orte zu fotografieren wird dann besonders spannend, wenn man den Wechsel der Jahres- aber auch der Tageszeiten einfängt. Deshalb ist mein Tipp für alle Fotografen, die Ihr Können verbessern wollen: Wiederkommen. Immer wieder und wieder. Es wird nicht langweilig werden.
Viele Landschaftsfotografen haben entweder im Kopf oder auf Papier eine Liste mit Orten, die sie unbedingt mal sehen wollen. Ist ein Ort abgehackt, geht es zum nächsten. Doch es ist gar nicht so schlecht einen bereits bekannten Ort mehrfach zu besuchen. Der Auslöser kann beispielsweise eine neue Ausrüstung sein. Ein neues Objektiv, das andere Perspektiven bietet – ein Tele, oder ein Weitwinkel. Noch mehr kann man allerdings lernen, wenn man die gleiche Ausrüstung dabeihat und sich ganz auf das Motiv konzentrieren kann.
Ein solcher Ort ist für mich beispielsweise das „Walberla“, von dem einige der Aufnahmen auf dieser Seite hier stammen. Diese Erhebung im Fränkischen Schichtstufenland ist ein sogenannter Zeugenberg, der sehr prominent in der Landschaft tront und eine tolle Perspektive über die Fränkische Landschaft verschafft. An diesem Beispiel zeige ich 10 Tipps die mir geholfen haben, den Ort immer wieder anders zu entdecken.
Tipp 1: Landschaftsfotos entstehen bei jedem anderen Weg zum Ziel
Wer immer den gleichen Weg geht, wird nichts neues entdecken. Ein Blick auf die Landkarte – egal ob Papier oder im Web hilft andere Wege zu finden. In meinem Beispiel ist der Aufstieg auf den Berg über mehrere Wege ganzjährig möglich. Man kann sowohl durch den Wald als auch über Streuobstwiesen und Felder aufsteigen. So habe ich im Wald im Herbst großartige Pilzfotos machen können und im Frühjahr über den Weg durch die Streuobstwiesen die Kirschblüte. Und das war sicher noch nicht alles. Und man erlebt eine Landschaft anders, wenn man zu Fuß geht oder mit dem Rad kommt. Wer mit dem Auto zum Wandererparkplatz unterhalb des Gipfels kommt, verpasst vieles. Ich empfehle auf jeden Fall zu Fuß zu gehen!
Tipp 2: Zu einer anderen Jahreszeit kommen.
Frisches Hellgrün im Frühjahr, trockene Wiesen im Sommer, buntes Laub im Herbst und Schnee im Winter – die Natur sorgt ganzjährig für Abwechslung für uns Fotografen. Auch der Sonnenstand variiert im Jahresgang und sorgt für immer andere Beleuchtung der Landschaft. Besonders die tiefstehende Sonne in den Herbst- und Wintermonaten kann sehr reizvolle Landschaftsaufnahmen auch zur Mittagszeit bescheren.
Tipp 3: Zu einer anderen Tageszeit kommen
Was für die Jahreszeiten gilt, gilt natürlich auch für die Tageszeiten. Der Lauf der Sonne schafft neue Perspektiven. Schattenwürfe bei tiefstehender Morgen- oder Abendsonne, tolle Farben zur blauen Stunde oder harte Schatten zur Mittagszeit. All das sieht man erst, wenn man mal einen Ort zu verschiedenen Zeiten besucht hat. Schon mal darüber nachgedacht, bei Nacht einen Ort zu besuchen? Sowohl künstliche Beleuchtung als auch der Sternenhimmel oder das Mondlicht können eine Landschaft komplett verändern. Für die Berechnung des Sonnenstandes oder der Gestirne sind Apps sehr hilfreich. Mit ihnen kann man auch schon im Vorfeld einen Trip gut planen – beispielsweise um einen Standort für einen Sonnenaufgang zu bestimmen. Und wenn das Licht irgendwie nicht gefällt, einfach warten. Wer ein paar Stunden Zeit mitbringt, wird es merken. Manchmal lohnt sich warten einfach. Auf den Sonnenuntergang zum Beispiel. Manchmal muss man sich jedoch auch wahnsinnig beeilen. Wer einen Sonnenaufgang fotografieren möchte, und nur etwas zu spät dran ist, verpasst das Spektakel. Dafür ist gute Planung, inklusive Anfahrt und Aufstieg unerlässlich.
Tipp 4: Das Wetter im Auge behalten – auch mal bei oder nach schlechtem Wetter kommen
Fotografie bei Regen kann sehr spannend sein. Gerade die grauen und regnerischen Tage können faszinierende Aufnahmen bringen. Ich hatte vor einigen Jahren schon zu Fotografie bei Regen mal einen kleinen Artikel geschrieben. Besonders wenn eine Sturmfront durchzieht kann ein Blick aufs Wetterradar sinnvoll sein. Nach Durchzug so eines Schlechtwettergebietes ist die Luft oft klar und der Himmel sieht sehr dramatisch aus. Vor einem Gewitter ist vorsicht geboten! Ein Fotograf allein auf dem Feld, ggf. mit einem Stativ oder sogar noch mit Regenschirm kann ein perfekter Blitzableiter sein! Deshalb bitte mit gesundem Menschenverstand rausgehen und entsprechende Kleidung oder Ausrüstung verwenden. Nicht jede Kamera und nicht jedes Objektiv sind gut gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet!
Tipp 5: Andere Perspektiven wählen
Selbst mit dem selben Equipment muss man nicht immer von der selben Perspektive fotografieren. Man kann hier auch verschiedene Techniken ausprobieren, beispielsweise vom Boden oder wenn möglich von einer Erhebung. Es lohnt sich etwas Zeit an einem Ort zu verbringen und verschiedene Perspektiven auszuprobieren. Bei der Verwendung von Drohnen ist Vorsicht und Rücksicht geboten. Das Walberla beispielsweise liegt in einem Naturschutzgebiet – hier ist zum Schutz der Tierpopulation Flugverbot.
Tipp 6: Kreativere Fototechniken einsetzen
Eine Kamera hat so viele Funktionen. Langzeitbelichtungen, Mehrfachaufnahmen, HDR und so weiter. Wenn man einen Ort schon kennt, dann kann man die Zeit nutzen, sich mit diesen Techniken (wieder) vertraut zu machen.
Beispiel: Besonders zu Zeiten, wenn die Sonne die Landschaft mit vielen Farben aber auch sehr harten Kontrasten überzieht, beispielsweise direkt nach dem Sonnenaufgang an einem klaren Sommertag, kann HDR eine sinnvolle Technik sein, diese Dynamik so im Bild einzufangen, dass man es später so nachbearbeiten kann, wie man möchte. Dafür ist ein Stativ natürlich Pflicht – dieses ist ein generell sehr sinnvolles Werkzeug für die Landschaftsfotografie.
Tipp 7: EIN anderes Objektiv mitnehmen
Ich schreibe ganz bewusst EIN. Als Verfechter der Fotografie mit Festbrennweiten erwischt mich trotzdem ab und zu die Angst ein Motiv zu verpassen. Also packe ich doch nicht nur ein Objektiv ein sondern noch 2 oder 3 andere. Das ist bei leichten Festbrennweiten zwar nicht so schlimm, dennoch verbringt man im Kopf und dann auch an der Kamera viel Zeit damit sich zu überlegen, ob eine andere Brennweite nicht sinnvoller wäre. Ein Zoom kann das lösen – EINE Festbrennweite auch. Ich habe für einen Besuch auf der Zugspitze mal ausschließlich mein Tokina 100mm Makro-Tele an meiner Nikon D50 mitgenommen und großartige Fotos mitgebracht, die sich von denen, die ich mit meinen Zooms damals gemacht hätte, deutlich unterschieden. Daraus habe ich gelernt: ab und zu reicht auch ein einziges Objektiv. Egal welche Brennweite. Man wird Motive finden! Das kann ein Teleobjektiv oder auch ein Makro oder ein Ultraweitwinkel sein.
Tipp 8: Den Ort ohne Kamera näher kennenlernen
Mit vielen Orten lohnt es sich, sich näher zu beschäftigen. Das kann die Recherche im Internet sein, das kann ein Reiseführer, vielleicht sogar ein historischer Roman sein, es kann und sollte aber auch ein Gespräch mit den Einheimischen sein.
Denn erst wer von etwas weiß, kann es in der Landschaft auch sehen. Das kann eine seltene Pflanzenart sein, das können Zeugnisse der Vergangenheit sein, das kann eine neue Perspektive oder ein Aspekt des Ortes sein, den man noch nicht kannte.
Tipp 9: Ein anderes Medium zum Fotografieren verwenden
Der gleiche Ort – anderes Medium. Das kann eine gute alte 135er Filmkamera sein, das kann auch eine Lochkamera sein – einfach mal was ausprobieren.
Ich bin Digitalfotograf seit 20 Jahren. Ich habe aber davor auch gelernt mit analogen Kameras zu fotografieren und Schwarz-Weiß-Film selbst zu entwickeln. Erst jetzt habe ich analog wiederentdeckt. Ich kaufe und verkaufe gebrauchtes Fotozubehör und probiere gern vieles aus. Manchmal bekomme ich so auch analoge Kameras in die Hände, beispielsweise wenn ich ein Paket aus alter Kamera, Objektiv und Blitz kaufe. So bin ich zu einer Nikon F-401x gekommen. Also Film in die Kamera gepackt und los geht’s. Hier hilft es, wenn man vorher digital geübt hat mit Blende, Belichtungszeit und der Restriktion auf nur eine Lichtempfindlichkeit (ein 100er Film zum Beispiel) zu leben und trotzdem tolle Aufnahmen zu machen. Die Restriktion kann sehr befreiend für die Kreativität sein.
Tipp 10: Von den Aufnahmen anderer lernen
Es gibt nur wenige Orte, an denen man der einzige Besucher gewesen ist. Es lohnt sich auf den gängigen Fotoplattformen wie Instagram, 500PX, Flickr, den Foto-Communities aber natürlich auch vielen Bildbänden und Kalendern anzuschauen, welche Aufnahmen andere gemacht haben. Welche tollen Perspektiven, Tages- und Jahreszeiten und welche Wettereinflüsse sie aufs Bild gezaubert haben. Man kann davon lernen und im Austausch mit ihnen Gleichgesinnte finden.
Deshalb mein Fazit: Wiederkommen lohnt sich. Und zum Schluss noch ein kleines Extra: man muss oft nicht einmal wegfahren. Auch der Blick aus dem eigenen Fenster oder vom Balkon kann die gleiche Faszination ausüben, wenn man viele Aufnahmen davon hat. Man kann aus ihnen beispielsweise eine Kollage anfertigen und so mit einem Bild die vielen Facetten eines Ortes zeigen.