Fotografieren auf Reisen mit 58mm

Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G

Wer wie ich einen Hang zu Festbrennweiten hat, kennt das wochenlange Überlegen vor jeder größeren Reise. Welche Festbrennweiten nehme ich mit? Ich habe für meine Reise durch den Kaukasus ein 58mm f/1.4 mitgenommen und es nicht bereut.

Ich fotografiere mit Nikon F Kameras und Objektiven, deshalb fiel die Wahl auf mein Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G. Zugegeben, ich hatte noch ein zweites Objektiv dabei, und zwar ein Nikon AF Nikkor 24mm f/2.8 D. Das 24er ist sehr kompakt und passt in meiner Kameratasche in die Seitentasche. Ich wusste, dass ich in eine oder zwei Situationen kommen würde, in denen ich unbedingt viele Personen auf engem Raum fotografieren muss. Dafür habe ich das 24er dann auch verwendet. Sonst blieb es, bis auf 2 oder 3 Landschaftsaufnahmen am Strand, in der Tasche.

Funktioniert Reisefotografie mit nur einem Festbrennweitenobjektiv?

Wie schon in meinem Artikel zur Reisefotografie geschrieben, ist das Reisen mit nur einer Brennweite etwas sehr Befreiendes. Schon nach kurzer Zeit hat sich das Gehirn an die Perspektive gewöhnt und man kann Komposition auch schon ohne durch die Kamera zu sehen, ahnen. Man spart sich außerdem die Zeit sich über die perfekte Brennweite Gedanken zu machen – man hat ja  nur eine dabei. Und man muss sich bewegen um die richtige Komposition zu finden, damit macht man oft bessere Fotos als faul einfach nur zu zoomen.

Ich bin jahrelang mit nur einem einzigen Objektiv bzw. nur einer einzigen Brennweite gereist. Passend zu meinem Fotografier Stil war das entweder ein 28mm Objektiv und später dann ein 35mm Objektiv. Besonders mit dem Nikon AF-S Nikkor 35mm f/1.8 G ED habe ich nie etwas vermisst. Vergrößern bzw. Zuschneiden geht eigentlich immer und nur sehr selten benötigt man wirklich ein stärkeres Weitwinkel. Portraits insbesondere mit etwas Umgebung gehen auch gut – auch wenn das Bokeh nicht optimal ist – und die optischen Nachteile von Weitwinkelobjektiven treten nicht so zutage. Ein optimales Setup zum Reisen. Warum dann dieses Mal nicht?

Ich wollte mal was Neues ausprobieren, auch mal wieder einen anderen Blick trainieren. Das bringt einen fotografisch tatsächlich weiter. Deshalb fiel die Wahl schnell auf eine Normalbrennweite. Ich habe noch ein 85er im Schrank, das wäre eine noch interessantere Challenge fürs nächste Mal.

Also dieses Mal Normalbrennweite

Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G SE
Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G SE

Zur Auswahl stehen für mich ein Nikon AF-S Nikkor 58mm f/1.4 G und das klassische Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.8 G SE. Letzteres ist zwar schön leicht und kompakt aber offen echt ein Wagnis. Ich habe schon das zweite Objektiv dieser Bauart. AF-Finetuning ist Pflicht und trotzdem kann ich mich nicht 100% darauf verlassen. Das 58er kostet etwa 10 Mal so viel, was echt unverschämt ist, aber es ist bei Offenblende scharf und liefert tolle Farben, Kontraste, ein tolles Bokeh. Und leider auch abartige Farbsäume bei Gegenlicht – das ist ein Fall für die Postproduktion.

Die 58mm fühlen sich in der Praxis wie ein 50mm Objektiv an. Man muss sich nicht allzu lange darauf einstellen um einen Blick dafür zu haben, was man fotografiert. Im Wesentlichen das, was man auch mit dem eigenen Sehfeld wahrnimmt. Nur eben auch mit dem Unterschied, dass ein so offenblendiges Objektiv sehr viele kreative Möglichkeiten bietet. Wenn nicht gerade um zwölf Uhr mittags die Sonne herunterbrennt, lässt sich mit Blende 1,4 bis 2,0 ein sehr schöner Freistelleffekt nicht nur bei kurzer sondern auch bei mittlerer Motivdistanz erzielen. Ideal für Portraits, Street (oder bei mir eher Beach-Photography. Auch die eine oder andere Pflanze oder andere Details lassen sich damit schön hervorheben.

Am Strand von Ureki

Ich nutze weder ND- noch Polfilter, muss also im Zweifel die Blende etwas schließen, weil bei ISO100 bei meiner Nikon Df nach unten Schluss ist.

Hier sind einige Beispiele, die noch einmal gut die Perspektive und die Situationen zeigen, die sich gut ablichten lassen. Die hohe Lichtstärke ist besonders bei schlechten Lichtverhältnissen und abends ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Fazit: Ich habe wieder dazu gelernt.

Das hat gut geklappt:

  • Ich habe mich sehr schnell an die Perspektive des Objektivs gewöhnt und passende Bildausschnitte gesucht.
  • Die Bilder sind durchweg scharf, kontrastreich – das Objektiv liefert wie erwartet sehr gute Bildqualität und auch schon bei Offenblende. Ich konnte mich zu jederzeit darauf verlassen.
  • Ich habe deutlich mehr Portraits gemacht, die ich aufgrund Privatsphäre nicht in diesem Artikel zeige.
  • Insgesamt habe ich weniger Fotos gemacht und mir vor den Fotos mehr Gedanken um die Komposition gemacht.

Nicht alles hat funktioniert

  • Ich habe tatsächlich weniger klassische Streetfotos gemacht. Wenn ich ein Weitwinkel dabei habe, bin ich gezwungen nahe ran zu gehen und auch mit den Menschen zu interagieren. Das ist aufgrund der größeren Distanz oft weg gefallen – irgendwie auch schade.
  • Ich habe weniger Fotos gemacht, weil einige Situationen, die ich abbilden wollte, nicht drauf gepasst haben. Doch dafür gibt’s einen Trick, der bei mir nicht geklappt hat: Ich wollte aus vielen Einzelfotos in 58mm ein großes Panorama machen. Dabei habe ich die Verschlusszeit oft zu lang gewählt, so dass beim Schwenken für die Panoramafotos unscharfe Bilder entstanden sind. Die Panoramas waren deshalb leider durchweg alle nicht zu gebrauchen. Das hätte ich vor dem Trip besser üben müssen. Dafür habe ich tatsächlich das 24er rausgeholt. Mit mehr Übung wäre das nicht nötig gewesen.
  • Ich liebe Portraits mit Gegenlicht. Jedoch habe ich die starken Farbsäume dieses Objektivs unterschätzt, das hat bei der Postproduktion etwas höheren Aufwand verursacht.

Es ist eigentlich sogar egal welche Brennweite man mitnimmt, solange man sich darauf einlässt. Eine neue Perspektive bringt immer interessante Fotos, man ist als Fotograf gezwungen sich zu bewegen und geeignete Kompositionen zu finden.  

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