Infrarotfotografie – Das Unsichtbare sichtbar machen

Infrarotfotografie - Das unsichtbare sichtbar machen

Nach zwanzig Jahren Digitalfotografie war es an der Zeit etwas Neues auszuprobieren. Bei Landschaftsaufnahmen stießen mir immer wieder faszinierende Fotos ins Auge von Bäumen mit weißen Blättern oder pechschwarzem Himmel. Das sind meistens Fotos, bei denen das Infrarotspektrum fotografiert wurde.

Für das menschliche Auge ist dieses Farbspektrum nicht sichtbar. Um es zu fotografieren, benötigt man entweder eine speziell angepasste Digitalkamera oder man muss Filter und entsprechende Filme verwenden. Das schreckt natürlich am Anfang ab. Aber wenn man einmal damit angefangen hat, entdeckt man eine neue faszinierende Welt.

Infrarotfotografie ist mehr als nur eine Technik, sie ist eine Kunstform. Man kann mit dieser Technik Stimmungen und Emotionen auf eine einzigartige Weise einzufangen. Die surrealen Effekte von Infrarotfotografie verleihen den Bildern eine mysteriöse Atmosphäre. Ein gewöhnlicher Waldspaziergang kann sich in eine Reise durch einen Zauberwald verwandeln.

Franken und Umgebung in Infrafrot: Mein Einstieg mit Infrarot-Film

Für den Einstieg in die Infrarotfotografie habe ich Schwarz-Weiß Film gewählt, weil mir das am Einfachsten erschien. Nachdem ich mit der Film-Fotografie wieder angefangen habe, lag das am Nahesten. Einfach den Film mit Filter verwenden und fertig. Vor einem Umbau einer Kamera scheue ich mich bis heute, aber wenn mir mal eine günstige Gebrauchte in die Hände fällt, werde ich das vermutlich auch mal probieren. Also für den Einstieg wählte ich Schwarz-Weiß Film mit Empfindlichkeit für Infrarot. Farbfilm ist sehr selten und bei den Preisen für Film wollte ich zum Ausprobieren einfach und günstig starten.

Wie es der Zufall wollte, schenkte mir ein Freund eine Rolle Ilford SFX200 Film im 35mm Format und lieh mir einen Rotfilter. Damit war der Einstieg problemlos möglich.

Ilford SFX200 mit einem Rotfilter

Der Ilford SFX200 ist ein schwarz-weiß Negativfilm, dessen Empfindlichkeit im Rotspekturm erweitert ist. Man kann im ihm Infrarot-Film-ähnliche Aufnahmen erzeugen. Ilford empfiehlt diesen Film jenen, die sich mit Infrarotfotografie beschäftigen oder in das Thema einsteigen möchten. Genau das war für mich ein Grund diesen Film auszuprobieren. Wer nach Bildern mit dem Ilford SFX200 sucht, wird schnell auf sehr kontrastreiche Fotografien mit dem sogenannten „Wood-Effect“ stoßen.

Das sind die typischen schwarz-weiß Infrarot-Fotos, bei denen der blaue Himmel in tiefem Schwarz leuchtet und das Grün der Blätter der Bäume gleißend weiß erscheint – weil Blätter infrarotes Licht reflektieren.

Allerdings lässt sich dieser Effekt nicht erzielen, wenn man einfach den Film in die Kamera legt und drauflos fotografiert. Man muss dazu einen 715nm-Infrarotfilter verwenden, um bestimmte Wellenlängen des Lichts auszuschließen. Die Website von Ilford sagt dazu: „When used with a deep red filter, SFX 200 renders blue skies almost black and green vegetation almost white to create a stunning infra-red look to your shots.

Der Film ist deshalb auch für Anfänger gut geeignet, weil er einfach zu handhaben ist. Er lässt sich bei leichter Abdunklung in die Kamera einlegen – das habe ich zum Beispiel nicht bewusst beachtet – und es ist nichts passiert. Bei echten Infrarotfilmen wird empfohlen den Film bei völliger Dunkelheit einzulegen. Und man kann ihn mit herkömmlichen Entwicklern – bspw. dem Adox D-76 – einfach im Fotolabor entwickeln.

Verwendet man den Ilford SFX200 ohne Filter, verhält er sich wie ein „normaler“ Schwarz-Weiß Film mit Empfindlichkeit 200. Ich habe damit auch einige Portraits gemacht und bin von der Zeichnung der Hauttöne und dem Kontrast tatsächlich sehr begeistert.

Meine ersten Versuche mit dem Ilford SFX200 habe ich in Kombination mit einem weniger starken Rotfilter gemacht. Alle Bilder sind mit der Nikon F401x und dem Nikon AF Nikkor 24mm f/2.8 D fotografiert. Ich habe dabei den Autofokus der Kamera verwendet und keine Korrekturen vorgenommen, wie sie bei echten Infrarotaufnahmen notwendig sind. Ich habe mir extra Motive mit hohem Kontrast, Himmel, Wolken und Bäumen gesucht. Mit großer Spannung habe ich gewartet, bis ich die Negative scannen konnte und war dann doch etwas enttäuscht: starke Körnung und ein sehr geringer Effekt. Dennoch sind die Fotos schön kontraststark geworden aber der versprochene Wood-Effekt ist nicht eingetreten.

Ilford SFX200 mit 715nm Filter

Die nächste Rolle Ilford SFX200 habe ich mit einem 715nm Filter ausprobiert. Das ist natürlich in der Handhabung etwas komplizierter, da man zunächst die Kamera auf dem Stativ für die Bildkomposition ausrichten muss und anschließend den Infrarot-Filter aufschrauben muss. Sieht man jetzt durch den Sucher wird man nur ein schwarzes Bild erblicken. Ausgelöst habe ich per Selbstauslöser um die Kamera nicht zu bewegen.

Das Ergebnis ist zum großen Teil tatsächlich so geworden, wie ich es erhofft hatte. Der versprochene Wood-Effekt ist teilweise sehr deutlich sichtbar. Allerdings habe ich den Film entweder zu lange belichtet oder beim Entwickeln nicht genau genug auf die Zeit geachtet. Die Bilder sind tendenziell etwas zu hell geworden. Die Körnung ist mit dem Infrarotfilter ähnlich wie auch mit dem Rotfilter deutlich sichtbar. Bei den Aufnahmen, die ohne Filter gemacht wurden, tritt das Korn nicht so stark in den Vordergrund. Ich werde das auf jeden Fall in Zukunft noch einmal ausprobieren und bei Fokus, Belichtungszeit und Entwicklungszeit deutlich präziser arbeiten.

Rollei Infrared 400 mit 715nm Filter

Olli vom Studio95 in Nürnberg (beste Grüße) meinte, in seinem Kühlschrank liegt seit Jahren eine Rolle 35mm Film von Rollei – ein Rollei Infrared 400. Ich soll den mal ausprobieren. Im Gegensatz zum Ilford SFX200 sollte man diesen Film möglichst im Dunklen einlegen. Ansonsten war die Handhabung identisch zum SFX200 mit Infrarotfilter. Entwickelt habe ich den Film ebenfalls mit D-76.

Ich verwendete als Kamera wieder meine gute alte Nikon F401x, entweder mit dem Nikon AF Nikkor 24mm f/2.8 oder mit dem Zeiss Planar 1.4/50 ZF.2. Das Ergebnis ist wirklich gut geworden. Schöne Kontraste, starker Wood-Effekt und etwas weniger sichtbare Körnung als beim Ilford SFX200. Ich würde das auf jeden Fall noch einmal ausprobieren!

Infrarotfotografie mit Nikon Digitalkameras und 715nm Filter

Mir war bekannt, dass man mit Digitalkameras im Infrarotspektrum fotografieren kann, wenn die Kamera modifiziert. Solche Umbauten kann man inzwischen teilweise recht preiswert gebraucht finden.

Ich hab mich jedoch gefragt, was passiert, wenn man den 715nm Filter einfach auf die Digitalkamera schraubt. Bevor ich mit dem 715nm Filter und der Nikon F401x losgezogen bin, dachte ich deshalb, es wäre eine gute Idee die Verwendung des Filters mal zu testen. Also schraubte ich den Filter einfach mal vor das Objektiv meiner Nikon D780 und meiner Nikon Zfc und war überrascht, dass hier ein ziemlich interessantes Bild rauskam.

Es war erwartungsgemäß knallrot aber ich habe das RAW in Lightroom importiert und am Weißabgleich gedreht. Die Ergebnisse finde ich spektakulär und sehr künstlerisch. Man sieht auch, dass das von mir verwendete Zeiss Planar 1.4/50 im Zentrum ein anderes Verhalten aufweißt als an den Rändern. Das hier aufgeführte Ergebnis ist bei spiegellosen Kameras wie der Zfc schon im elektronischen Sucher so sichtbar – das ist natürlich ein großer Vorteil gegenüber der Fotografie mit Film. Besonders die in Schwarz-Weiß umgewandelten Bilder finde ich sehr gut und vergleichbar mit Infrarot-Film.

Fazit

Wer fotografiert um schnell gute Ergebnisse zu erzielen, sollte von der Infrarotfotografie besser die Finger lassen. Wer jedoch nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem den Weg dahin genießt und sich für den Prozess viel Zeit nehmen möchte, kann in der Infrarotfotografie eine neue interessante Welt entdecken.

Das Ganze erfordert Gründlichkeit, Geduld und etwas Planung. Das Wetter muss passen, man muss zur Kamera natürlich ein Stativ mitnehmen und anschließend Zeit in die Entwicklung der Negative oder auch der digitalen Aufnahmen investieren. Ich finde es hat sich gelohnt. Ich habe eh eine große Vorliebe für Schwarz-Weiß-Fotografie und werde in Zukunft hin und wieder Infrarotfilm fotografieren, weil damit an sehr sonnigen Tagen sehr dramatische Aufnahmen gelingen, wo sonst das Fotografieren aufgrund der harten Kontraste eher anspruchsvoll ist.

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