Das Herkunftsland meiner Ehefrau und die Heimat meiner Schwiegereltern ist ein Geheimtipp, den nur wenige Mitteleuropäer kennen. Deshalb möchte ich in diesem Artikel ein paar allgemeine Informationen zum Land für Interessierte mitteilen.
Geographie
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Georgien liegt an der Westküste des Schwarzen Meers, südlich von
Russland und nördlich der Türkei. Es grenzt im Süden an Armenien und im
Osten an Aserbaidschan. Es ist mit knapp 70.000 km² etwa so groß wie
Baden-Württemberg und Bayern zusammen. Von Meer bis zu hohen Bergen, von
fruchtbaren Ebenen bis zu Steppenlandschaften hat das Land alles zu
bieten. Insbesondere die hohen Berge des Großen Kaukasus mit über 5000
Metern Höhe über dem Meeresspiegel im Norden stellen eine natürliche
Grenze zur Russischen Föderation dar, die nur an 3 Punkten passiert
werden kann.
Die Hauptstadt von Georgien ist Tbilissi (im Deutschen auch Tiflis genannt), weitere große Städte sind Batumi am Schwarzen Meer und Kutaissi.
Das Klima ist trotz der Küstenlage schon kontinental, die Sommer sind sehr heiß, besonders im Osten und die Winter kalt und schneereich.
Insbesondere für Naturliebhaber hat dieses kleine Land einiges zu bieten. Durch die isolierte Lage zwischen den zwei Kaukasuskämmen im Norden und im Süden können hier zahlreiche endemische Pflanzenarten gefunden werden. Auch die Tierwelt bietet noch Arten, die in Europa bereits ausgerottet sind. Bei einer Wanderung in den kaukasischen Wäldern sind Begegnungen mit Wölfen oder Bären keine Seltenheit.
Schrift und Sprache
Georgien – besonders seine reiche Kultur und lange Geschichte – ist in Europa weitestgehend unbekannt. Meines Erachtens nach absolut zu Unrecht. Den Meisten kommt nur der Gedanke, dass das doch irgendwo in Russland sein muss und dass russisch ja auch eine furchtbar schwere Sprache ist und so weiter – alles Quatsch. Vielen anderen ist der Kaukasus eher als ein Ort der Konflikte und Auseinandersetzungen im Kopf.
Mit Russland hat das gar nichts zu tun und mit russischer Sprache und kyrillischen Buchstaben auch nicht. Die georgische Kultur ist eine Jahrtausende alte und von Osmanen, Griechen und anderen Kulturen beeinflusste christlich orthodoxe Kulturgemeinschaft mit einer eigenständigen Sprache und Schrift. Mich persönlich erinnern die Schriftzeichen manchmal an die thailändische Schrift oder an das Indische oder auch Hebräische – aber hier gibt es keine Verwandtschaft.
Die georgische Sprache hört sich für einen Westeuropäer zunächst sehr ungewohnt, hart und etwas archaisch an, ist aber in ihren Strukturen und Mustern dem griechischen ähnlich, es gibt auch einige gleiche Worte in beiden Sprachen. Artikel gibt es keine, dafür aber 7 Fälle, ich finde die Sprache schwer zu lernen. Aber die Georgier sind tolerant und erwarten von Fremden nicht, dass sie die Sprache beherrschen – umso mehr freuen sie sich natürlich, wenn der weitgereiste Fremde doch ein paar Worte Georgisch kann.
Für erste Begegnungen und ein paar kleine Versuche mit der georgischen Sprache und Schrift empfehle ich den Kauderwelsch Sprachführer Georgisch- Der reicht für die erste Georgien-Reise auf jeden Fall, hier stehen die wichtigsten Begriffe und Redewendungen drin, auch wenn das Buch einige Fehler aufweist. Das Buch geht auch auf Grundzüge der Kultur, der Bräuche und Sitten ein.
Kultur und Menschen
Die georgische Kultur steht nach meinen Eindrücken irgendwo zwischen
mittelalterlichen Traditionen und Glaubensbildern und der High-Tech-Welt
des 21. Jahrhunderts. Und das mit extremen Ausschlägen in beide
Richtungen. Der Gegensatz zwischen München und Tbilissi ist genauso
groß, wie der Gegensatz zwischen Tbilissi und einem kachetischen Dorf.
Die Ursprünge der Kultur im Land des goldenen Vlies sind Jahrtausende
alt.
Wie alle kaukasischen Völker sind die Georgier sehr stolz auf Ihr Land und ihr kulturelles Erbe. Traditionen werden gepflegt und gelebt – auch unter jungen Leuten. Als eine der ältesten christlichen Kulturen, das Christentum ist hier schon seit dem 4. Jahrhundert, sind religiöse Feste und Bräuche elementarer Bestandteil des täglichen Lebens.
Die großen Kathedralen, aber auch viele kleine Kirchen und Klöster, die ihren Ursprung teilweise schon vor über 1600 Jahren hatten, sind nationale Heiligtümer und Kulturschätze, die jeder Besucher sehen und würdigen sollte.
Die georgische Kultur ist eine sehr authentische – Bräuche sind hier noch nicht verkommerzialisiert, wie in westlichen Kulturen. Gastfreundschaft wird über alle Maßen gelebt und erdrückt den Besucher teilweise fast. Der Gast ist in der georgischen Überlieferung von Gott gesandt und wird dementsprechend gewürdigt. Die georgische Tafel – die Supra – steht dabei im Mittelpunkt. Die Verständigung geht hierbei übrigens auch ohne jegliche Sprachkenntnisse problemlos. Denn ein Lächeln und ein gesegneter Appetit auf all die kulinarischen Leckereien sind international verständlich. Ich werde dazu bei späterer Gelegenheit einen eigenen Artikel schreiben.
Reise nach Georgien
Georgien ist über viele Wege zu erreichen. Als deutscher Staatsbürger ist für die Einreise als Tourist kein Visum erforderlich. Man bekommt dieses über einen Einreisestempel in den Pass. Mit diesem Touristenvisum darf jedoch nicht gearbeitet werden. Wer dies vor hat, sollte sich bei der Georgischen Botschaft in Berlin nach Informationen erkundigen.
Am schnellsten geht die Anreise mit dem Flugzeug. Es gibt Direktverbindungen von München nach Tbilisi mit Lufthansa oder mit WizzAir von Memmingen nach Kutaissi. von. Hier lohnt es sich gelegentlich nach Angeboten zu sehen, denn die Flüge sind teilweise nicht sehr günstig. Es gibt keine tägliche Verbindung.
Mit Zwischenlandung ist jedoch täglich eine Verbindung nach Tbilisi beispielsweise über Riga mit Air Baltic, über Kiew mit Ukraine International oder über Istanbul mit Turkish Airlines oder Fly Pegasus möglich. Von Istanbul kann auch der zweite internationale Flughafen in Batumi angeflogen werden. Mit dem Flugzeug kann man das Land in Kaukasus in 3 bis 4 Stunden erreichen. Mit Turkish Airlines kann man auch von einigen Städten der Türkei beispielsweise von Trabzon nach Batumi fliegen.
Mit dem Auto geht das natürlich auch. Ich habe dazu einen weiteren Artikel geschrieben: Ein Roadtrip nach Georgien
Mit dem Auto kann man entweder bis Italien fahren und von dort mit der Fähre nach Griechenland oder die Türkei fahren. Anschließend empfiehlt sich die Fahrt entlang des Schwarzen Meeres nach Batumi. Ich bin im Jahr 2010 entlang der Donau über Wien, Budapest, Belgrad, Sofia nach Istanbul gefahren und dann die Küstenstraße am Schwarzen Meer bis Batumi. Der Weg nördlich des Schwarzen Meeres über die Ukraine und Rußland wird allgemein nicht empfohlen. Hier kann es zu Problemen an den Grenzen kommen, insbesondere der russisch-georgische Grenzübergang am Rori-Tunnel ist nicht immer geöffnet.
Mit dem Auto sind im günstigsten Fall 2 bis 3 Tage, wenn man durchfährt und sich abwechselt oder auch eine Woche mit Sightseeing und Übernachtungen einzurechnen. Mehr Infos zu einem Roadtrip nach Georgien findest Du auf unserer Website www.deinroadtrip.de und im Video:
Geld, Gesundheit, Sicherheit
Währung
Noch ein paar allgemeine Informationen: Die georgische Währung ist der Lari. 100 Tetri sind ein Lari. 1 Euro entspricht hierbei etwa 3 Lari, je nach Wechselkurs. Kreditkarten werden nur in großen Hotels akzeptiert.
Dafür gibt es Geldautomaten wie Sand am Meer, an denen problemlos mit Kreditkarten (VISA oder Mastercard) meistens 2 Währungen (Lari und US-Dollar) oder auch 3 Währungen (Lari, US-Dollar, und Euro) abgehoben werden können. Denn das ist hier die Besonderheit.
Für die meisten Zwecke sollte man Lari dabei haben. Es empfehlen sich aber auch Dollar oder Euro. In US-Dollar werden größere Investitionen, wie Autos oder Immobilien gehandelt. In Euro dagegen beispielsweise medizinische Artikel oder anderes. Aufgrund der Währungsschwankungen werden Dollar und Euro gern gesehen, für Artikel des täglichen Bedarfs jedoch meistens nicht akzeptiert. Auch größere Lari-Banknoten können in kleineren Geschäften problematisch sein, da diese Händler in der Regel nicht so viel Umsatz machen um ausreichend Wechselgeld vorrätig zu haben.
Gesundheit
Für Georgien sind keine Schutzimpfungen notwendig, eine Impfung gegen
Hepatitis und Tetanus schadet jedoch nicht – im Übrigen auch in
Deutschland. Ansonsten sind abgesehen von möglichen
Durchfallerkrankungen keine größeren Probleme zu erwarten, wenn man
allgemeine Hygienegrundsätze in südlichen Ländern, wie beispielsweise
kein Leitungswasser trinken, einhält.
Sicherheit
Auch in Bezug auf Sicherheit muss man in Georgien keine Sorgen haben. In einer deutschen Kleinstadt wird man selten so viele Streifenwagen sehen, wie auf einer georgischen Landstraße. Polizei und Sicherheitsbehörden gehören zum Straßenbild, mit Überfällen oder Raub und Diebstahl ist eigentlich nicht zu rechnen. In einige georgische Provinzen sollte jedoch nicht gereist werden.
In den abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien kommt es regelmäßig zu Konflikten, hier besteht auch eine Reisewarnung des Außenministeriums in Berlin (Stand August 2013). Eine Einreise in diese Gebiete ist für Touristen nicht möglich.
Zusammenfassung
Georgien ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – hier geht wirklich noch alles. Es ist eine Kultur irgendwo zwischen den Welten, zwischen Europa und Asien, zwischen Moderne und Vergangenheit. Ich kann nur empfehlen jetzt hinzufahren, denn der Umbruch hin zu modernen westlichen Lebensstilen findet gerade statt. Wer häufiger in Osteuropa ist, wird hier eine zeitlich versetzte parallele Entwicklung beobachten können. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis die Menschen sich wieder auf ihre Wurzeln besinnen werden. Eine Reise dorthin lohnt sich immer.
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